Energieberatung
Wozu Energieberatung?
Jeder sollte der Umwelt und dem eigenen Geldbeutel zuliebe versuchen, den Energieverbrauch seines Wohnraumes so gering wie möglich zu halten. Um hier Potenziale zu erkennen, sollte man (zumindest bei konkreten Vorhaben) die Hilfe eines Fachmanns in Anspruch nehmen.
Darüber hinaus gibt es aber auch komplexe rechtliche Anforderungen an das Energiesparen in Gebäuden, deren Erfüllung eine ausführliche Energieberatung oft unumgänglich machen.
Wer heute neu baut oder einen Altbau saniert, muss an seinem Gebäude die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen. Am Neubau müssen zusätzlich die Anforderungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) erfüllt werden, welches die Nutzung eines bestimmten Anteils erneuerbarer Energien zur Heizwärmebereitstellung vorschreibt.
In der EnEV sind für Gebäude Anforderungen an die Wärmedämmung, an Fenster und Türen –sprich an die äußere Gebäudehülle- sowie an die Anlagentechnik (v.a. Heizung) im Haus festgelegt. Die Verordnung existiert seit 2002 und ihre Anforderungen wurden seitdem kontinuierlich verschärft. Denn die EnEV ist in Deutschland das Instrument zur Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie. Und die sieht vor, dass ab 2021 alle Neubauten in der EU als Niedrigstenergiegebäude gebaut werden.
Unabhängig davon hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, dass der Gebäudebestand Deutschlands bis 2050 nahezu CO2-neutral sein soll.
Aufgrund dieser dynamischen Situation bei den Mindestanforderungen an Gebäudehülle und Anlagentechnik ist eine Energieberatung im Vorfeld eines Bau- oder Sanierungsvorhabens sinnvoll oder sogar unerlässlich.
Während Architekten und Fertighausbauer bei Neubau in der Regel EnEV-gerechte Gebäude anbieten, ist für Privatleute, die ihren Altbau energetisch auf Vordermann bringen wollen, eine Energieberatung dringend zu empfehlen und bei Inanspruchnahme von KfW-Fördermitteln vorgeschrieben.
Bildquelle: Fotolia, Ingo Bartussek
Welche Art der Energieberatung für Sie am sinnvollsten ist, können Sie anhand der nachfolgenden Informationen entscheiden.
Erstberatung
Die Energieerstberatung dauert in der Regel 30 Minuten bis zu 3 Stunden. Es handelt sich um eine grundsätzliche und allgemeine Beratung. Sie macht beispielsweise Sinn,...
- ...wenn Sie neu bauen wollen und noch keine konkrete Vorstellung von dem Energiekonzept Ihres Gebäudes haben. In einer Energieerstberatung bekommen Sie einen Überblick über mögliche Varianten.
- ...wenn Sie Ihren Altbau sanieren wollen (und vielleicht noch unentschlossen sind). Sie erhalten durch die Erstberatung eine Einordnung des Energieverbrauchs Ihres Gebäudes und eine erste Abschätzung des Einsparpotenzials und des Aufwandes hierfür. In diesem Fall sollten Sie bei der Beratung Verbrauchswerte (Abrechnungen) Ihrer Heizung der letzten 3 Jahren dabei haben.
- ...wenn Sie sich einfach nur Tipps zum Energiesparen im Haushalt einholen möchten oder Fragen zu Fördermöglichkeiten haben.
Für die Erstberatung gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Ein professioneller Energieberater wird Sie für eine unabhängige Erstberatung in der Regel zuhause besuchen und sich dadurch einen fundierten Eindruck von der vorgefundenen Ausgangslage verschaffen. Der Preis für die Energieberatung ist Verhandlungssache. Es ist mit Kosten ab ca. 150 Euro für einen solchen Beratungstermin bei Ihnen zuhause zu rechnen.
Zertifizierte, unabhängige Energieberater im Landkreis finden Sie beispielsweise über die Suchmaske des Energieberater Franken e.V. oder in der Energie-Effizienz-Experten-Liste
.
Beratungsangebote des Landratsamtes
Ab Oktober 2020 werden der Landkreis und die Verbraucherzentrale Bayern (vorbehaltlich erneuter Verschärfungen bzgl. COVID-19) kostenfreie Erstenergieberatungen bei Ihnen zuhause anbieten. Nähere Informationen finden Sie hier.
DBU „Energie-Check“
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt bietet kostenlose Vor-Ort-Energieerstberatung durch geschulte Handwerksbetriebe, Handwerker oder Architekten an. Nachteil dieses Angebots ist, dass die Unabhängigkeit der Berater nicht garantiert werden kann. Zum kostenlosen Energie-Check können Sie sich hier anmelden.
Online-Angebote
Im Internet finden sich kostenlose Online-Tools, in die Sie die Eckdaten (Brennstoffverbrauch, Heizungstechnik, Abmessungen) Ihres Hauses eingeben können. Als Ergebnis erhalten Sie Energiekennzahlen Ihres Gebäudes und deren Bewertung, errechnete Einsparpotentiale und eine Grobkostenabschätzung für die vorgeschlagenen Maßnahmen. Ein solches Online-Tool finden Sie beispielsweise auf co2-online. Der Nachteil dieser „Selbstberatung“ liegt in mangelnder Überprüfbarkeit der Ergebnisse und dem unflexiblen Informationsgehalt. Trotzdem können die Ergebnisse aus dem Online-Tool als erste Orientierung vor einer angedachten Sanierungsmaßnahme hilfreich sein.
"Vor-Ort-Beratung" und "Individueller Sanierungsfahrplan" des BAFA
Wenn Sie sich bereits zu einer Altbausanierung entschlossen haben, ist eine umfassende Vor-Ort-Energieberatung bzw. ein Individueller Sanierungsfahrplan sehr sinnvoll. Wenn Sie später Fördermittel der KfW für die Sanierungsmaßnahmen in Anspruch nehmen möchten, müssen Sie ohnehin einen Energieberater mit ins Boot holen. Bei der Vor-Ort-Energieberatung erfasst ein Energieberater bei Ihnen zuhause detailliert sämtliche Gebäudedaten und die Heizungsanlagentechnik. Auf dieser Grundlage erstellt er einen Bericht, der den vorgefundenen Bestand unter energetischen Gesichtspunkten bewertet und daraus Maßnahmen ableitet, welche Sanierungsmaßnahmen nach den Mindestanforderungen der aktuellen EnEV zwingend notwendig sind. Auch über EnEV-Niveau hinausgehende Maßnahmen werden beschrieben. Zu allen errechneten Varianten werden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen angestellt, die auch Fördermöglichkeiten beinhalten. Der Bericht kann auch in Form eines Individuellen Sanierungsfahrplans ausgearbeitet werden, der Ihren Möglichkeiten gerecht wird.
Die Bundesregierung fördert die Vor-Ort-Beratung und den Individuellen Sanierungsfahrplan über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit einem Zuschuss in Höhe von 80% der Beratungskosten, maximal jedoch 1.300 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser. Beantragung und Abwicklung der Förderung übernimmt der Energieberater. Für eine Vor-Ort-Energieberatung für ein Ein- oder Zweifamilienhaus kann man mit Beratungskosten ab ca. 1.500 Euro rechnen. Die Beratungskosten für größere und komplexere Gebäude liegen in der Regel höher. Deshalb fördert das BAFA die Vor-Ort-Beratung für Gebäude ab drei Wohneinheiten mit 80% Zuschuss und maximal bis zu 1.700 Euro. Wenn der Experte den Energieberatungsbericht in einer Wohneigentümerversammlung erklärt, wird dies noch einmal mit bis zu 500 Euro gefördert.
Voraussetzung für die Förderung ist, dass der Bauantrag für das Gebäude vor dem 31.01.2002 gestellt wurde, und dass der Energieberater in der Energieeffizienz-Expertenliste der dena gelistet ist.
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Baubegleitung bei Neubau und Sanierungsmaßnahmen
Mit der EnEV 2014 ist eine energetische Fachplanung und Baubegleitung durch einen Energieberater verpflichtend eingeführt worden, wenn Sie ein KfW-Effizienzhaus bauen oder Sanierungsmaßnahmen durch Programme der KfW fördern lassen möchten. Diese zusätzliche Beratungs- und Gutachterleistung wird durch das KfW-Programm 431 mit 50% der Kosten und maximal 4.000 Euro bezuschusst. Auch von der KfW refinanzierte Programme von Landesinstituten sind förderfähig.