Zuweisung der Asylbewerber erhöht sich drastisch: Zwei Sporthallen in Main-Spessart müssen zur Unterbringung Geflüchteter genutzt werden

21.11.2023

Der Landkreis Main-Spessart wurde am 7. November 2023 von der Regierung von Unterfranken darüber informiert, dass er ab sofort die doppelte Menge an Geflüchteten aufzunehmen habe: Von rund 20 bis 30 Personen in den vergangenen Wochen und Monaten ist nun bis auf Weiteres mit einer Zuweisung von über 50 Personen pro Woche zu rechnen. Das Landratsamt wurde aufgefordert, die Notfallkapazitäten zur Unterbringung von Menschen zu aktivieren.

Landrätin Sabine Sitter hatte mehrfach betont, dass die erneute Nutzung von Schulturnhallen (wie bereits in der Pandemie und bei der Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine) nach Möglichkeit vermieden werden soll. Seit mehreren Monaten bemüht sich der Landkreis deshalb um die Akquise eines geeigneten Grundstücks, das die Errichtung einer baulichen Lösung (Container/Leichtbauhalle) zur Nutzung als Unterkunft ermöglicht. Diese Bemühungen waren bisher nicht erfolgreich, doch der Landkreis sucht weiter nach nutz- und verfügbaren Flächen. Allerdings wird die Lieferung und Errichtung einer baulichen Lösung auch nach Erwerb oder Pacht eines Grundstücks einige Zeit in Anspruch nehmen.

Zeitnah ist deshalb eine Übergangslösung unumgänglich. Benötigt werden mindestens zwei Gebäude, die folgende Voraussetzungen erfüllen müssen:
Unterbringungsmöglichkeit für rund 200 Personen, sanitäre Anlagen (oder zumindest ausreichend Platz, um Sanitärcontainer aufzustellen), vorhandenes Sicherheitskonzept sowie kurzfristige Verfügbarkeit. Das Landratsamt hat verschiedene Möglichkeiten im gesamten Landkreis geprüft. Einige Immobilien erfüllen nicht alle der genannten Voraussetzungen; bei anderen Gebäuden hat der Eigentümer einer Anmietung durch den Landkreis nicht zugestimmt.

Der Landkreis sieht deshalb keine Alternative zur Nutzung landkreis-eigener Hallen.
Die Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld wird ab Mittwoch, 22. November, auf die Belegung vorbereitet. Ab der ersten Dezemberwoche sollen Asylbewerber dort untergebracht werden. Für den Schulsport gibt es Kapazitäten in anderen Hallen Marktheidenfelds. Der Landkreis steht mit den Halleneigentümern in engem Austausch, um den Schulsport nach Möglichkeit ohne nennenswerte Einschränkungen durchführen zu können.
Weil bereits eine hohe Anzahl geflüchteter Personen in Marktheidenfeld untergebracht ist und die Main-Spessart-Halle zum wiederholten Male genutzt wird, ist der Landkreis bestrebt, die Nutzungsdauer möglichst kurz zu halten und die Main-Spessart-Halle – sobald die Lage dies zulässt – als Erstes wieder zu räumen.

In Karlstadt wird die Erwin-Ammann-Halle ab 13. Dezember für den Aufbau gesperrt. Eine Belegung erfolgt ab 19./20. Dezember. Diese Entscheidung ist entgegen anderslautender Berichte erst am Dienstag, 21. November, gefallen. Der Schulsport kann in Karlstadt nahezu ohne Einschränkungen in anderen Hallen stattfinden.

In und an beiden Hallen werden rund um die Uhr mindestens fünf Security-Mitarbeiter nach innen wie außen für Sicherheit und möglichst reibungslose Abläufe sorgen.

Landrätin Sabine Sitter erklärt: „Die Nutzung einer Schulturnhalle ist keine Wunschlösung und mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden. Ich weiß, dass dies mit Einschränkungen für die Bevölkerung einhergeht. Ich verstehe die Befürchtungen und ein Stück weit auch die Empörung von Eltern, Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern.“ Sie betont: „Die Geflüchteten werden uns zugewiesen. Wir haben keine Möglichkeit, die Aufnahme und Unterbringung zu verweigern. Und wir haben auch die menschliche Verpflichtung, in Not geratenen Menschen zu helfen. Die Würde des Menschen ist unantastbar – das ist fest in unserem Grundgesetz verankert.“

Landrätin Sitter richtet einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger: „Ich bitte Sie, die Frauen, Männer und Kinder, die aus ihrem Heimatland fliehen mussten und nun bei uns Schutz finden, zu unterstützen. Viele Menschen, viele Familien in Main-Spessart und in Deutschland haben ebenfalls Flucht erlebt und Hilfe erhalten. Unser aller Zusammenhalt ist wichtig und ermöglicht Integration. Ich bitte Sie um Unterstützung!“

Die Nutzung der Schulsporthallen als Notunterkunft für Geflüchtete soll zeitlich begrenzt bleiben. Das Landratsamt bittet deshalb weiterhin darum, mögliche Wohnungen und Unterkünfte zu dezentralen Unterbringung von Asylbegehrenden anzubieten. Angebote am besten per Mail an wohnraum@lramsp.de