Ilse Krämer, die Agenda21-Beauftragte?

Die Agenda21-Beauftragte Ilse Krämer erklärt ihre Aufgaben

Ilse_Kraemer

Das Streuobstwiesenprojekt war das erste Projekt, das die Agenda 21-Beauftragte des Landkreises Main-Spessart, Ilse Krämer, 1999 unterstützt hat. Seitdem sind viele andere - und ganz unterschiedliche – Projekte hinzugekommen. Sie alle wollen dazu beitragen, den Grundgedanken der weltweiten Agenda21 in den Landkreis zu tragen und vor Ort umzusetzen. „Unter der Agenda 21 versteht man ein Aktionsprogramm der Vereinten Nationen, mit dem sich 1992 178 Staaten verpflichtet haben, behutsam und nachhaltig mit den natürlichen Ressourcen der Erde umzugehen. Zum ersten Mal wurde damals die enge Verknüpfung von Umweltschutz, Sozialpolitik und Wirtschaftslage betont“, erläutert Ilse Krämer. „Diese umfassenden Veränderungen sollen nicht irgendwo auf der Welt stattfinden, sondern in allen Städten und Gemeinden, also auch hier bei uns im Landkreis Main-Spessart.“

Seit die studierte Biologin mit dieser Aufgabe betreut ist, konnten viele Projekte auf den Weg gebracht werden. Was viele nicht wissen: Viele inzwischen im Landkreis etablierte Aktionen gehen auf die Initiative der Agenda21-Beauftragten zurück, wie z.B. die Gründung der Karlstadter Tafel, die Freiwilligenagentur EMiL und der jährliche Energiesparwettbewerb an den Landkreisschulen. Unterstützt wird sie bei ihrer Arbeit von Beginn an durch die „Projektgruppe Agenda 21“, in der Kolleginnen und Kollegen aus dem Landratsamt aus unterschiedlichen Fachbereichen sitzen. „Das war überaus wichtig für mich. Denn ich war neu im Landkreis und kannte niemanden“, erinnert sich die gebürtige Rheinland-Pfälzerin an die Anfänge ihrer Arbeit zurück. „Und ich war quasi eine Exotin im Landratsamt, denn es handelte sich bei der Agenda 21 damals um die erste freiwillige Aufgabe unserer Kreisbehörde.“

Drei Arbeitskreise gegründet
Um die Agenda-Arbeit auf eine breitere Basis zu stellen, wurden 2001 die drei Arbeitskreise „Umwelt“, „Soziales“ und „Ressourcen“ gegründet, denen derzeit rund 40 engagierte Menschen aus Main-Spessart und Vertreterinnen und Vertreter aus Verbänden, Institutionen, Verwaltungen und der Wirtschaft angehören. „Manche sind schon von Anfang an mit dabei, andere kommen nur für bestimmte Projekte hinzu“, erklärt Krämer, die sich freuen würde, wenn sich noch mehr Mitstreiter für die Arbeitskreise finden würden. „In den Arbeitskreisen kann man wirklich etwas bewegen. Denn dort werden – unabhängig von irgendwelchen Vorgaben - Ideen für unsere Projekte entwickelt.“

In diesem Zusammenhang erinnert sie sich noch an den Einbau der Hackschnitzelheizung in der landkreiseigenen Realschule und dem Hallenbad in Karlstadt. Ursprünglich war hier eine Gasheizung vorgesehen, die Pläne quasi schon fertig. Auf Drängen des Arbeitskreises „Ressourcen“ und der Agenda-Beauftragen wurde eine Untersuchung eingeleitet, ob hier nicht doch eine Hackschnitzelheizung effizienter wäre. Und sie war es! „Wir haben da seinerzeit echte Pionierarbeit geleistet“, meint Ilse Krämer rückblickend. Inzwischen gebe es vielerorts Hackschnitzel- oder Pelletheizung. „Ich war schon immer der Meinung, dass der Landkreis mit gutem Beispiel vorangehen muss.“

Förderung regionaler Produkte: „Frische aus Main-Spessart“
Überzeugungsarbeit musste auch in anderen Bereichen geleistet werden. Zum Beispiel bei der Aktion „Frische aus Main-Spessart“. Hier mussten Gastronomen und Hoteliers mit Landwirten und anderen Lebensmittelerzeugern an einen Tisch gebracht und überzeugt werden, dass regionale Produkte auf der Speisekarte nicht nur ein Gewinn für die Umwelt sind. Heute werben zahlreiche Gastronomen im Landkreis mit der „Frische aus Main-Spessart“ und nutzen den Imagegewinn. Sie haben erkannt, dass es sich durchaus lohnt, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen und nicht alle Lebensmittel im Großmarkt zu beziehen. Diese kommen auch bei der exklusiven Kochveranstaltung „Kulinarische Reise durch den Landkreis“ zum Einsatz, die aus der Aktionsgruppe hervorgegangenen ist.  Auch der „Einkaufsführer für Main-Spessart“, den die Agenda-Beauftragte erarbeitet hat, möchte die Menschen über die Möglichkeiten für einen Einkauf von regionalen, fairen und biologischen Produkten im Landkreis informieren.

Neben Aktionen wie das „Stadtradeln“ oder der „Tag der Regionen“ haben inzwischen auch unzähligen Vorträge und Informationsveranstaltungen zum Thema Energie und Klimaschutz ihren festen Platz im Kalender der Agenda 21-Beauftragten, wenn auch der Arbeitskreis „Ressourcen“ inzwischen vom Klimaschutzbeauftragen des Landkreises, Michael Kohlbrecher, geleitet wird. Sein Hauptaugenmerk liegt darauf, Projekte auf den Weg zu bringen, um den Landkreis bis 2035 klimaneutral zu gestalten.

Main-Spessart erster Fairtrade-Landkreis in Bayern
Besonders stolz ist Ilse Krämer darauf, dass Main-Spessart 2014 als erster Fairtrade-Landkreis in Bayern ausgezeichnet wurde. Auch hier übernahm der Landkreis die Vorreiterrolle. Mittlerweile sind fünf Kommunen in Main-Spessart dem Beispiel gefolgt und 18 Schulen erfüllen die Anforderungen für eine „Fair-Trade-Schule“.  „Wir befinden uns auf einen guten Weg“, so Krämer, die nicht müde wird, um weitere Mitstreiter für einen fairen Handel zu weben.

So gut es mit den allermeisten Projekten bislang gelaufen ist, umso mehr bedauert es Ilse Krämer, dass die „Schülerpaten“ wieder eingestellt werden mussten. Die Idee: Erwachsene unterstützen und begleiten Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe beim Übergang von der Schule ins Berufsleben. Dabei sollten soziale Kompetenzen erworben und die Leistungsfähigkeit der Jugendlichen gefördert werden. „Es tut mir heute noch leid, dass diese Idee nicht dauerhaft umgesetzt werden konnte“, so Krämer. Letztendlich sei es daran gescheitert, dass niemand vor Ort gefunden werden konnte, der das Projekt koordiniert habe. Von 2007 bis 2010 lief das Projekt in den Mittelschulen in Lohr und Karlstadt.

Wie fest die Agenda 21 inzwischen im Landkreis etabliert ist, zeigt auch ein Blick in andere unterfränkische Landkreise. Zum Teil gibt es dort keine Beauftragten mehr, zum Teil gab es einen mehrfachen, personellen Wechsel. Main-Spessart blickt dagegen auf eine sehr konstante Entwicklung: Ilse Krämer ist mittlerweile seit 22 Jahren das Gesicht der Agenda 21 im Landkreis.