Spessarttorhalle Lohr: Konstruktive Gespräche zwischen Landratsamt und TSV Lohr

23.12.2021

Anfang der Woche saßen Landrätin Sabine Sitter, ein Team des Landratsamtes, Thomas Schlott (Geschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuz in Main-Spessart) sowie Vorsitzende und Vertreter des TSV Lohr am runden Tisch zusammen. Sie berieten darüber, dass das Impfzentrum in Kürze wieder in die Spessarttorhalle umziehen wird und welche Möglichkeiten es für den TSV Lohr gibt, seinen Trainings- und Spielbetrieb aufrecht zu halten.

„Wir wissen, dass es für den TSV, vor allem für die Handball-Abteilung, eine schwierige Situation ist“, so Landrätin Sitter. Denn die Spessarttorhalle, die dem Landkreis gehört, sei für den Trainings- und Spielbetrieb wichtig. Im Gegensatz zur ersten Phase, in der das Impfzentrum dort betrieben wurde und ohnehin kein Sportbetrieb durchführbar war, gebe es jetzt Konzepte, die diesen möglich machen könnten.

Das Impfzentrum kann nach derzeitigem Kenntnisstand nicht anderswo betrieben werden. „Der Krisenstab des Landkreises hat in weiser Voraussicht schon Anfang Dezember gesehen, dass wir eine Halle für ein größeres Impfzentrum benötigen“, so BRK-Geschäftsführer Schlott. Grund ist vor allem die startende Impfkampagne für Kinder, für die eine geschützte und sichere Umgebung besonders wichtig ist.

Zudem ist in der Spessarttorhalle die komplette Infrastruktur vorhanden. Es gibt zum Beispiel ausreichend Parkplätze, Sanitär- und Lüftungsanlagen und die Halle kann barrierefrei genutzt werden. „Das Impfteam des BRK kann dort auf bekannte Strukturen zurückgreifen“, so die Landrätin. Und auch diejenigen Bürgerinnen und Bürger, die sich bereits in Lohr haben impfen lassen, kennen sich aus.

Hallen im gesamten Landkreis seien erwogen worden. „Wir sehen derzeit keine Alternative“, bedauerte die Landrätin. Die bisher genutzten Räumlichkeiten in Marktheidenfeld sind beengt, in einem vom TSV Lohr vorgeschlagenen Gebäude fehlt es an sanitären Anlagen, andere Liegenschaften des Landkreises sind nicht geeignet.

„Es zeichnet sich ab, dass uns Auffrischungsimpfungen noch lange begleiten“, so die Landrätin. Deshalb suche man weiterhin nach anderen Räumlichkeiten für das Impfzentrum. Vorerst bleibt das Impfzentrum bis Ende April 2022 jedoch in der Spessarttorhalle bestehen. Jacqueline Ratka, Leiterin der Führungsgruppe Katastrophenschutz am Landratsamt, machte deutlich, dass sie alle Optionen prüfe und dankbar für Vorschläge aus der Bevölkerung sei.

Impfungen bereiten den Weg in den Alltag

Sitter sagte: „Nur das Impfen ist der Weg aus der Pandemie.“ Sie habe als Behördenleiterin einen staatlichen Auftrag zur Pandemiebekämpfung und dafür zu sorgen, dass in Main-Spessart ein funktionierendes Impfzentrum mit ausreichend Kapazitäten betrieben werde. Ihr zur Seite stand Schlott: „Wir kämpfen seit fast zwei Jahren gegen die Pandemie an und es ist kein Ende in Sicht.“

Erst die Impfungen würden es möglich machen, auf Dauer Sport in Hallen durchzuführen, so Sitter. Dem stimmten die Vorsitzenden des TSV Lohr, Carmen Burk und Thomas Graf zu. „Es war nicht abzusehen, dass die Zahl der Infizierten so schnell wieder steigen“, so Burk, die auch Geschäftsführerin des TSV ist. Auch Klaus Sieß, Abteilungsleiter Handball beim TSV, sagte: „Ich möchte klarstellen, dass wir keine Impfgegner sind.“

Ehrenamtliche im Sport und im Impfzentrum

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Einstellung des Sportbetriebs für den TSV Lohr existenzbedrohend ist, so Sitter. „Uns geht die Luft aus – wie so vielen“, sagte Burk, „wir wünschen uns für unseren Verein eine Perspektive.“ Sieß erläuterte, dass es allein der Handballabteilung des TSV Lohr, gelungen sei, nach dem Lockdown 40 neue Kinder und Jugendliche für den Verein zu gewinnen. „Sie konnten zwei oder drei Mal trainieren, jetzt kommt wieder ein Bruch.“ Auch BRK-Geschäftsführer Schlott weiß, dass es nicht einfach sei, Ehrenamtliche zu halten. Doch er warb um Verständnis: Auch beim BRK wird in vielen Bereichen ehrenamtliche Arbeit geleistet, wie zum Beispiel bei der Blutspende, in Rotkreuzläden oder bei Katastrophenschutzeinheiten.  

Warum sucht sich der TSV nicht eine Ausweichstätte für das Handballtraining und die -spiele? In Main-Spessart dürfen Handballer nur in der Spessarttorhalle in Lohr harzen. Handballer nutzen häufig Harz, um den von Schweiß und Staub rutschigen Ball griffiger zu machen. Würfe und Ballfänge können so präziser ausgeführt werden. Doch die wenigsten Sporthallenbetreiber sehen das gerne – bleibt das Harz nicht nur an Händen und Ball kleben, sondern auch auf dem Hallenboden. Und der muss aufwändig  und kostenintensiv gereinigt werden.

TSV-Geschäftsführerin und -Vorsitzende Carmen Burk bedauert, dass der Verein keine Möglichkeit gehabt hätte, die Entscheidung des Landratsamtes abzuwehren. „Unser Verein hatte viele Ideen für das kommende Jahr, die wir ohne die Spessarttorhalle nicht durchführen können“, so Burk. „Im Katastrophenfall sind Schnelligkeit und Entscheidungskraft notwendig“, erläuterte Schlott. Und diese Pandemie sei zweifelsohne ein Katastrophenfall.

Gleich nach der Entscheidung, dass die Halle wieder als Impfzentrum genutzt werden wird, wurde die TSV-Geschäftsführung telefonisch informiert. Sebastian Gehret, Sachgebietsleiter Schulen, Sport und Kultur am Landratsamt stand in regelmäßigem Kontakt mit Burk. Diese betonte, dass sie selbst erschrocken sei, wie in den vergangenen Tagen im Namen des TSV versucht wurde, die Landrätin unter Druck zu setzen. TSV-Vorsitzender Thomas Graf sagte: „Ein respektvoller Umgang miteinander ist unabdingbar.“

Es sollte keinesfalls der Eindruck eines Machtspiels erzeugt werden, so die Vertreter des TSV Lohr und die Landrätin unisono. Sitter und Ratka bestätigten, dass sie jederzeit für Gespräche mit der TSV-Führung zur Verfügung stehen. Die Beteiligten vereinbarten, zukünftig das gemeinsame Gespräch zu suchen.