Von Ackerwildkräutern, Rebhühnern und tierischen Landschaftspflegern

Zu einem Flurbegang hatte das Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF) gemeinsam mit dem BayernNetzNatur-Projekt des Landschaftspflegeverbands (LPV) und der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) eingeladen, mit dabei auch die beiden Bürgermeister Bertram Werrlein aus Karbach und Volker Hemrich aus Urspringen. Treffpunkt war die Ortverbindungsstraße zwischen Karbach und Urspringen zusammen.

Wildlebensraumberater Bastian Dürr vom AELF Karlstadt eröffnete die Runde. Dabei machte er auf die Vielfalt der Kulturlandschaft in Main-Spessart aufmerksam: Die hügelige Geografie und die unterschiedlichen, angebauten Kulturen prägen das Landschaftsbild und sind wichtig für die Biodiversität und Artenvielfalt. Diese zu erhalten müsse das Ziel aller sein, so Dürr. In Anbetracht verschiedenster Herausforderungen wie Flächenversiegelung, Energiewende und Klimawandel müssten Möglichkeiten gefunden werden, wie Landwirte Flächen so nutzen können, dass ein Mehrwert für Landwirt und Natur entsteht.

Julia Eberl, die Projektmanagerin des BayernNetzNatur-Projektes „Lebensräume auf Kalkstandorten im Landkreis Main-Spessart“, stellte das Projektgebiet „Schwarze Hecke“ beim Windrad an der Ortverbindungsstraße vor. Seit der motormanuellen Entbuschung vor knapp einem Jahr wird das Gebiet inzwischen von Weidetieren offengehalten. Christoph Ühlein aus Waldzell beweidet ein großes Teilstück mit seinen Dexter-Rindern, mehrere kleinere Teilstücke werden durch die Landwirtsfamilie Wiesner aus Urspringen mit ihren Mutterschafen der Rasse „Zwartbles“ gepflegt. Zur Veranschaulichung hatten diese ein Schaf mit Lamm mit dabei. Ein Vorteil der Beweidung liegt im selektiven Fressen der Tiere, wodurch eine interessante Struktur für Insekten und Bodenbrüter entsteht. Trittstellen der Tiere schaffen außerdem neue Keimmöglichkeiten für Pflanzen, wie Christiane Brandt, die Gebietsbetreuerin Muschelkalk, erläuterte.

Außerdem, so Wildlebensraumberater Bastian Dürr, wurden auf der Fläche in einem Projekt des LPV Rebhühner kartiert. Der Charaktervogel strukturreicher Kulturlandschaften ist auch im Landkreis Main-Spessart von starken Bestandsrückgängen betroffen.

Jürgen Schneemann von der UNB freute sich über das Engagement der Landwirte im Landkreis. In diesem Jahr seien so viele landwirtschaftliche Flächen wie nie im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet worden. Er betonte, dass dies nur aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem AELF Karlstadt möglich war. So schlossen viele Landwirte in diesem Frühjahr Vertragsnaturschutzmaßnahmen, unter anderem zum Schutz von Ackerwildkräutern, ab. Dies ist wichtig, da Ackerwildkräuter eine der gefährdetsten Pflanzengruppen in Deutschland darstellen.

Zum Abschluss hob auch Reinhard Wolz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, das Engagement und die Aufgeschlossenheit vieler Landwirte für den Naturschutz hervor. Doch auch die Bevölkerung müsse stärker an den Themen der lokalen Landwirtschaft beteiligt und ihr Interesse geweckt werden. Die Idee, die Flurbegänge in regelmäßigen Abständen für Bevölkerung und Landwirte anzubieten, stieß daher auf große Zustimmung unter den Teilnehmern.

Bild 3

Bild (Christiane Brandt): Beim Flurbegang zwischen Karbach und Urspringen informierten Bastian Dürr vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (3.v.r.) und Julia Eberl vom BayernNetzNatur-Projekt (1.v.r.) die Teilnehmer über das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Naturschutz.