Natur und Gärten leiden unter der Trockenheit – Tipps vom Kreisgartenfachberater

Auch wenn es in den vergangenen Tagen immer wieder einmal geregnet hat: Nach Aussage von Fernsehmeteorologe Sven Plöger waren von den letzten 24 Monaten in Deutschland vier Monate zu nass, vier durchschnittlich und 16 zu trocken. Unter der viel zu trockenen Witterung leiden Pflanzen in Natur und Gärten. Das beobachtet Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege Hilmar Keller an allen Ecken in Main-Spessart. Fehlt das Wasser, sind die Pflanzen nicht oder kaum in der Lage Nährstoffe aufzunehmen und bilden deutlich kleinere Blätter und Früchte aus. Dies wiederum hat auch massive Auswirkungen auf die Nahrungsversorgung unserer heimischen Tierwelt sowie auf den Ernteertrag von Nutzpflanzen! Doch was können Gartenbesitzer dagegen tun? 

Gießen – aber richtig! 
Ohne ausreichend zu Gießen geht es natürlich nicht. Wichtig ist es dabei, das Wasser direkt auf den Wurzelbereich zu geben, um die Pflanzen optimal zu versorgen. Bis auf Ansaaten und Neupflanzungen sollten diese lieber nur ein bis zweimal - dafür intensiv - wöchentlich gegossen werden, anstatt täglich. „Dann wurzeln die Pflanzen deutlich mehr in die Tiefe und sind damit weniger anfällig für Trockenheit.“, erläutert der Gartenexperte. Das trifft vor allem auf Gehölze und Bäume zu, die grundsätzlich wesentlich schlechter mit Trockenheit zurechtkommen als etwa Stauden oder ein- und zweijährige Pflanzen. „Topfpflanzen sollte man mit einem Tauchbad versorgen, d.h. den Topf so lange unter Wasser tauchen bis keine Bläschen mehr aufsteigen.“, so Hilmar Keller. Am besten nimmt man dafür – sofern vorhanden – gesammeltes Regenwasser. Bei Leitungswasser muss darauf geachtet werden, dass dieses nicht zu kalt ist, um bei den Pflanzen einen Kälteschock zu vermeiden.  Um eine Vorstellung von der Gießmenge zu vermitteln, gibt Keller folgende Faustregel mit auf den Weg: 1 l Gießwasser entspricht 1 mm Niederschlag und gelangt somit nur 1 cm tief in den Boden. Um die Wurzeln in 15 bis 20 cm Tiefe zu erreichen, muss somit 15 bis 20l/m² Wasser ausgebracht werden. Gegossen wird vorzugsweise am Morgen, denn abendliches Gießen fördert Pilzkrankheiten. Gerade in diesem Sommer mit nächtlichen Temperaturen von zum Teil unter 10 Grad Celsius, wiesen wärmebedürftige Pflanzen wie z.B. Gurken einen verstärkten Befall mit „Falschen Mehltau“ auf, der zum vorzeitigen Absterben der Pflanzen führte. 

Bodenpflege lohnt sich! 
Langfristig kann mit einer gezielten Bodenpflege Trockenschäden vorgebeugt werden. So würde 1 x Hacken 2 x Gießen ersparen, da die Wasserverdunstung dadurch verringert werde, weiß der Kreisfachberater. Auch das Auftragen von Mulchmaterial (z.B. Rasenschnitt, Laub, Rindenmulch) hat sich als Verdunstungsschutz bei Beeten und Baumscheiben bewährt. „Der Boden sollte nie nackig sein.“, unterstreicht Keller. Grasbewuchs bei Jungbäumen dagegen ist kontraproduktiv, da die Grasfläche dem Jungbaum sehr viel Niederschlagswasser entzieht. 

Mulchauflagen schützen dagegen vor einer Verkrustung der oberen Erdschicht, wodurch der Boden Wasser besser aufnehmen kann. Gleichzeitig erhöht sich durch das Aufbringen von organischen Material der Anteil der Bodenlebewesen wie Regenwürmer, Bakterien und Pilze im Erdreich, was wiederum den Pflanzen zu Gute kommt.

Auch den Humusgehalt im Boden langfristig zu erhöhen, zahlt sich aus. Ein bis drei Liter Kompost sollten pro Quadratmeter im Jahr ausgebracht werden, um die 
Wasserspeicherfähigkeit des Bodes zu verbessern. „Denn Humus kann ein 20faches des eigenen Gewichts an Wasser aufnehmen.“ erklärt der Kreisfachberater.  

Schon bei der Anlage von Gärten auf den Faktor Wasser achten! 
Haus- und Kleingärten bilden in Bayern eine nicht unerhebliche Fläche von 135.000 Hektar und haben somit auch weitragende Auswirkungen auf den ´Wasserhaushalt und das lokale Klima in unserer Heimat. Schon bei der Planung eines Gartens oder Grünanlage sollte daran gedacht werden, wie Wasser sinnvoll verwertet werden kann. So können Wege etwa so gestaltet werden, dass das Niederschlagswasser in der Fläche versickert statt in die Kanalisation entwässert zu werden Zudem sollte möglichst wenig Fläche im eigenen Garten versiegelt und wasserdurchlässige Materialien gewählt werden.  Darüber hinaus bietet der Handel auch für Gartenbesitzer automatisierte und wassersparende Tropfbewässerungssysteme an. Diese reduzieren nicht nur den Wasserverbrauch, sondern reduzieren auch die Gefahr von Pilzkrankheiten, da der Habitus der Pflanze trocken bleibt.  

Wenn Bäume neu gepflanzt werden, ist es von Vorteil, ausreichenden, durchwurzelbaren Raum mit entsprechender Bodenqualität zur Verfügung zu stellen. Nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Wein und Gartenbau in Veitshöchheim kann ein lehmiger, humoser Boden von 10 cm Tiefe rund 22 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern, ein Sandboden dagegen nur fünf Liter. Insbesondere Jungbäume und glattrindige Baumarten wie z.B. Obstbäume sollten mit einem Stammschutz aus Schilf, Jute oder Weißanstrich versehen werden, um zum einen die Verdunstung sowie die Gefahr von Sonnenschäden und Temperaturschwankungen zu reduzieren. 

Auch sollte auf die Auswahl der Pflanzen geachtet werden: Es gibt Pflanzen, die von Natur aus besser mit Trockenheit zurechtkommen, wie z.B. Pflanzen mit einer dicken oder haarigen Blattoberfläche, die vor Verdunstung schützt. Gut geeignet sind Pflanzen aus mediterranen Räumen sowie auch heimische Pflanzen unserer Trockengebiete wie z.B. Gamander, Blutstorchschnabel und Thymian. Nachteil dieser Trockenkünstler ist die fehlende Verdunstungsaktivität, die insbesondere in Siedlungsräumen an heißen Tagen von Nutzen wäre.  

Wer sich nicht die Mühe mit der Pflanzplanung machen möchte, sollte die Fachwissen von Baumschulen und Gärtnereien nutzen. Auch besteht die Möglichkeit 
Staudenmischpflanzungen zu verwenden. „Die Mischung macht´s also.“, weiß Keller und verweist etwa auf den „Moritzburger Blühzauber“ oder den „Veitshöchheimer Silbersommer“, eine Staudenmischung, die gerne auf öffentlichen Flächen angepflanzt wird, weil die Pflanzen zum einen Trockenheit gut vertragen, andererseits aber auch ihren Beitrag zur Biodiversität leisten. Was für ihn gar nicht geht, sind die vielerorts anzutreffenden „Schottergärten“ mit Vlieseinlage und spärlichen Pflanzenbewuchs. 
 

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Häufiger Wind hat in den vergangenen Wochen zu einer zusätzlichen Austrocknung des Bodens gesorgt. Eine Umrandung um die Gartenbeete sorgt dafür, dass die 
Wasserverdunstung verringert wird.

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Wassersparende Tropfbewässerungssysteme im Garten reduzieren nicht nur den Wasserverbrauch, sondern auch die Gefahr von Pilzkrankheiten. 

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Ein Stammschutz an Jungbäumen reduziert die Verdunstung sowie die Gefahr von Sonnenschäden und Temperaturschwankungen.