Gemeinsam gegen das Wasserkreuzkraut

Das Wasserkreuzkraut zählt offensichtlich zu den großen Gewinnern des Klimawandels. Laut aktueller Kartierung des Naturpark Spessart e.V. besiedelt der gelbe Korbblütler u.a. rund 100 Hektar Wiesenflächen im Naturschutzgebiet Sinngrund. Ähnlich dem bekannteren Jakobskreuzkraut, ist das Wasserkreuzkraut enorm ausbreitungsstark und als Giftpflanze ein echtes Problem für Landwirte und Tierhalter, die den Wiesenaufwuchs für Schafe, Rinder und Pferde nutzen. Etwa ab Ende Juni ist das Kreuzkraut hoch aufgewachsen, sodass schnell problematische Mengen ins Heu gelangen können. „Ohne gezielte Maßnahmen wird das Kreuzkraut-Problem weiter exponentiell zunehmen. Es hilft nur: Ausstechen statt ignorieren“, sagt Christian Salomon, Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart. „Nur wenn die örtlichen Landwirte das Thema ernst nehmen und ausreichend Unterstützung bekommen, haben wir eine Chance.“

Ein vom Naturpark-Verein geschnürtes, umfangreiches Maßnahmenpaket soll die Futternutzung der Sinnwiesen auch weiterhin ermöglichen und das giftige Kreuzkraut mittelfristig wieder eindämmen. Die stark befallenen Teilflächen werden mehrmals abgemäht - mit Schlepper und Ladewagen sowie Aufsitzrasenmäher - und in die Biosgasanlage gefahren. Die eher lockeren Kreuzkrautbestände werden mit der Wurzel ausgestochen und als Restmüll verbrannt. Die Regierung von Unterfranken fördert die diesjährigen Maßnahmen mit rund 70.000 €. Auch Düngungsversuche werden durchgeführt und der Erfolg sämtlicher Maßnahmen über ein Monitoring analysiert. Die breite Unterstützung vieler Institutionen, von den Fachbehörden bis zu Gemeindeverwaltungen freut Julian Bruhn vom Naturpark Spessart sehr. "Während häufig nur über das Thema gesprochen wird, packt im Sinngrund ein großes Bündnis der Willigen an“, so der stellvertretende Geschäftsführer.

Die vergangenen Tage machen durchaus Mut: In Schaippach, Rieneck, Burgsinn, Mittelsinn und Obersinn waren fast 50 Helfer aktiv und stachen Tausende blühender Pflanzen aus. Allein in Rieneck fanden sich unter Leitung von Bürgermeister Sven Nickel und Naturparkranger Andreas Schätzlein 20 motivierte Kreuzkraut-Ausstecher zusammen (Siehe Grupppenbild). Keine Kreuzkraut-Samen zur Reife kommen lassen und giftfreies Heu ermöglichen, so der gemeinsame Plan. „Ich denke, es hat allen auch Spaß gemacht und eine ordentliche Verpflegung gab es auch“, berichtet Naturpark-Ranger Andreas Schätzlein von der Aktion am Wochenende.

In allen betroffenen Sinngrundgemeinden sind die nächsten Wochen weitere Ausstechaktionen geplant. Wer einen oder mehrere Tage mitarbeiten möchte und mindestens 16 Jahre alt ist kann sich beim Naturpark Spessart in einer Helferliste unter info@naturpark-spessart.de oder 09351 603 947 registrieren lassen. Ehrenamtliche Helfer können dabei auch eine Aufwandsentschädigung erhalten.

Info-Box: Ausstechen statt ignorieren – das gilt auch fürs Jakobskreuzkraut, das sich entlang vieler Straßenböschungen bis in die Ortschaften hinein ausbreitet. Während das Wasserkreuzkraut in Feuchtwiesen wächst, steht das Jakobskreuzkraut auf trockenen Standorten. Eine einzelne Pflanze kann viele Hundert neuer Samen bilden. Eine lückige Vegetation (etwa durch Sommertrockenheit) bietet diesen Samen neue Wuchsplätze. Wenn das Kreuzkraut einmal blüht, hilft Abmulchen nur wenig, denn die Samen können auch an abgeschnittenen Blüten ausreifen. Zudem treiben die Pflanzen nach einem Schnitt oder Abreißen oft Blütenstände nach. Folglich sollte man die Pflanzen komplett mit der Wurzel ausstechen oder ausreißen und in die Restmülltonne entsorgen, damit sie verbrannt werden.


Gruppenbild Helfer in Rieneck Foto Daniela Fischer  Jakobskreuzkraut Foto Christian Salomon
Fotos:
Helfer der Ausstechaktion in Rieneck nach getaner Arbeit (Foto: Daniela Fischer)
Die etwa 2 cm großen Blütenköpfchen des Jakobskreuzkrauts haben je 12-15 Zungenblüten (Foto Christian Salomon)