Wiedersehen mit Adonis – (K)eine Führung auf dem Rammersberg

Eigentlich hätte am kommenden Sonntag eine botanische Exkursion auf den Rammersberg unter Führung von Christiane Brandt, Gebietsbetreuerin Muschelkalk vom Landschaftspflegeverband Main-Spessart, stattfinden sollen. Diese musste aufgrund der aktuellen Situation entfallen. Die Biologin möchte dennoch allen Natur- und Pflanzenliebhaber einen Einblick in die botanischen Schönheiten geben, die dort aktuell zu finden sind, und hat ihre Eindrücke zusammengefasst. 

„Leiser – blauer Himmel wie nie und die Heidelerche trällert ihren Jodelgesang. Kalt ist es und kahl. Und doch leuchten auf dem Boden hier und da gelbe und lila Punkte, wie Ostereier im grauen Gras: das sonnig strahlende Frühlings-Adonisröschen neben der violett gefärbten Küchenschelle.“, schwärmt Brandt nach ihrem Rundgang durch das 273 ha große Naturschutzgebiet. Der griechischen Sage nach ist es die Zeit, da Adonis zurück auf die Erde darf,einmal im Jahr nur, um seine Geliebte Aphrodite zu treffen.  

Das Naturschutzgebiet „Mäusberg-Rammersberg und Ständelberg“ liegt zwischen Karlstadt und Wiesenfeld und birgt Naturschätze aus langer Vorzeit: Neben Steppenarten aus der Eiszeit wie dem Frühlings-Adonisröschen haben sich hier auch Arten späterer Wärmezeiten aus dem mediterranen Gebiet wie Kleines Knabenkraut oder Stattliche Knabenkraut in einzigartiger Weise vergesellschaftet. Zu der besonderen Pflanzengesellschaft gehört natürlich auch eine einzigartige Tierwelt mit seltenen Arten wie der Heidelerche, dem Segelfalter oder die Schmetterlingshaft.  

Die noch erhaltenen Magerrasen werden seit 1990 wieder im Auftrag des amtlichen Naturschutzes von der Schäferei Bruder aus Wiesenfeld beweidet – denn ohne die Beweidung und generell einer extensiven, naturnahen Nutzung der offenen Flur und des Waldes gehen viele seltene Kulturarten verloren. Gerade in den nährstoffarmen, artenreichen Landschaftsgebieten im Landkreis Main-Spessart ist es aber wichtig, die Artenvielfalt bestmöglich zu erhalten und zu entwickeln. In diesem Sinne erfolgen hier auch vornehmlich im Winter Pflegemaßnahmen des Landschaftspflegeverbandes und der Unteren Naturschutzbehörde. Oft wird dabei die früher übliche extensive Nutzung der Wälder,  Waldränder, Hecken und Wiesen/ bzw. Weiden nachgeahmt.  

„Wir wollen die Zeit nicht zurückdrehen, aber wäre es nicht schön und überlebenswichtig für alle, wenn wir neben der intensiven Landwirtschaft ausreichend große extensiv genutzte Bereiche weiter kultivieren, wo Pflanzen und Tiere genügend Platz zum Überleben finden und die auch für uns Menschen als Kräutersammelplätze, Obstwiesen und als Erholungsorte wichtig sind? Die Produkte von der Weide wie das Fleisch oder die Wolle sind regionale Produkte höchster Qualität.“, unterstreicht Christiane Brandt die Bedeutung der Landschaftspflegemaßnahmen und hofft, bald wieder Interessierte durch die Natur in Main-Spessart führen zu können.  

Huteeiche

(Christiane Brandt): Impression vom frühen Märzmorgen am Rammersberg mit alter Huteeiche 

  

Frühlings-Adonisröschen

(Wolfgang Piepers): Frühlings-Adonisröschen trotz eisiger Temperaturen in voller Blüte 

  

Pelzige Küchenschelle

(Wolfgang Piepers): Das pelzige Haarkleid schützt die Küchenschelle mehr vor 
Austrocknung als vor Kälte 

  

Küchenschellenblüte

(Wolfgang Piepers): Die Küchenschellenblüte dient als wichtige Nahrungsquelle für 
Insekten 

  

Kalksteinabbaustellen

(Christiane Brandt): Kleine Kalksteinabbaustellen sind heute wichtiger
Lebensraum seltener wärmegebundener Tierarten wie Rote und Blaue Ödlanschrecke