Spessart auf großer Fahrt

Sie ist wieder auf „Großer Fahrt“, die „Spessart“, das Patenschiff des Landkreises Main-Spessart. Als erstes Schiff der Bundesmarine im neuen Jahr hat die Spessart am Donnerstag, 8. Januar den Heimathafen Kiel verlassen, um sich dem Ständigen NATO-Einsatzverband 2 im Mittelmeer anzuschließen. Zum ersten Mal steht Rolf von Bebern als Kapitän auf der Brücke, der bisher als Erster Nautischer Offizier der Besatzung angehörte und das Schiff bisher kommissarisch führte.

Pünktlich um 15 Uhr hieß es am 8. Januar für die Spessart „Alles los und ein“. Langsam löste sich das voll beladene Schiff von der Pier und schob sich in Richtung Tonne 18/ Kiel 1 der Kieler Förde und bewältigte damit die erste Teilstrecke bis zur Schleuse Holtenau des Nord-Ostsee-Kanals (NOK), auch bekannt unter dem Namen „Kaisers Wilhelm Kanal“. Weiter durch die Straße von Dover, dem Nadelöhr zwischen Atlantik und Nordsee, einem der meist  befahrenen Seewege der Welt, führte die Fahrt durch den Ärmelkanal in die Biskaya. Durch eine teils stürmische See ging die Fahrt weiter bis zur Straße von Gibraltar, wo die Spessart durch eine ruhige See und bei mäßigen Winden „Mittelmeerwasserberührung“ bekam.

Mit 39 Mann Besatzung an Bord und der Passage der Straße von Gibraltar lief die „Spessart“
nach Auskunft von Fregattenkapitän Achim Winkler vom Presse- und Informationszentrum der Marine, zuständig für den Bereich der Einsatzflottille1, am 16. Januar den Hafen von Barcelona an, um dort zum Ständigen NATO-Einsatzverband 2 (Standing NATO Maritime Group 2) zu stoßen. Dieser operiert derzeit unter amerikanischer Führung. Gemeinsam mit Marineeinheiten aus den USA, Kanada, Italien, Griechenland und der Türkei steht für den deutschen Tanker für die folgenden vier Monate die Teilnahme an diversen Manövern und Hafenbesuchen auf dem Programm.

Zunächst geht es laut der Pressemitteilung im Rahmen der Operation Active Endeavor Richtung östliches Mittelmeer. Die Zeit dort wird parallel für gemeinsame Übungen mit französischen Marineeinheiten genutzt, die auf gleichem Kurs unterwegs sind. Im Anschluss steht für den NATO-Verband ein Abstecher ins Schwarze Meer mit Besuchen in Bulgarien und Rumänien sowie Übungen mit Marineeinheiten beider Länder an.
 
Vom Schwarzen Meer geht es zurück in den Atlantik, um nach einem Besuch der portugiesischen Hauptstadt Lissabon in der Irischen See am NATO-Manöver Joint Warrior teilzunehmen. Auf dem Fuße folgt das Manöver Dynamic Mongoose vor der Küste Norwegens. Der Verband verlegt anschließend in die Ostsee. Mit einem Besuch der dänischen Hauptstadt Kopenhagen wird der Einsatz für die „Spessart“ voraussichtlich Mitte Mai beendet sein. Von dort verlegt das Schiff einen Tag später wieder zurück nach Kiel.

Mit „gemischten Gefühlen“ geht Kapitän Rolf von Bebern auf diese mehrmonatige Fahrt.
Nach seinen Erwartungen befragt, sagte der 48-jährige Kapitän: „Einerseits gehe ich mit großen Erwartungen in diesen Einsatz und freue mich auf die Tour, auf der anderen Seite habe ich vor dem Hintergrund der Tatsache, dass ich nun ganz alleine die volle Verantwortung für das Schiff und seine Besatzung trage, aber auch großen Respekt vor der Aufgabe“. Der 48-jährige Kapitän ist erst seit dem 28. November 2014 Kapitän des Tankers. Allerdings ist er bereits seit 2007 an Bord als Erster Nautischer Offizier gefahren; insofern sind ihm Schiff und Besatzung bestens vertraut.

Herbert Hausmann

 

Stichwort: Standing NATO Groups

Aufgrund der massiven Veränderung der sicherheitspolitischen Lage in den vergangenen Jahren, reagierte die NATO mit einigen Weiterentwicklungen. So auch mit der Umstrukturierung der Aufgaben der Standing NATO Groups.
Die Standing NATO Groups sind die ständigen multinationalen maritimen Reaktionsverbände, welche sicherstellen, dass die NATO schnell und flexibel operieren kann.

Um ihre Einsatzbereitschaft und Operationsfähigkeit zu erhalten, nehmen die Flottenverbände jährlich an verschiedenen nationalen und internationalen Übungen teil.

Die Verbände besuchen regelmäßig verschiedene Häfen. Unter anderem auch von nicht NATO-Mitgliedsstaaten, um sich als Symbol der maritimen Solidarität zu zeigen.

Zu den Aufgaben der Verbände gehören seit der veränderten sicherheitspolitischen Lage weltweit auch Embargooperationen, Search and Rescue Operationen, humanitäre Hilfseinsätze, Katastrophen- und Anti-Terroreinsätze.

-hn/Quelle: Presse- und Informationszentrum Marine