Ackerwildkräuter – Raritäten auf den Äckern

14.07.2023
Frau Pfitzner veranschaulicht den Teilnehmern die Ackerwildkräuter (Foto Saskia Becker)

Frau Pfitzner veranschaulicht den Teilnehmern die Ackerwildkräuter
 

Im Rahmen des BayernNetzNatur-Projektes „Lebensräume auf Kalkstandorten im Landkreis Main-Spessart“ führte am 30. Juni 2023 Melissa Pfitzner vom Projektmanagement gemeinsam mit der Gebietsbetreuerin Muschelkalk, Christiane Brand, interessierte Bürger*innen durch die Ackerflur bei Gänheim. Dabei lag der Fokus vor allem auf der extensiven Ackernutzung zur Förderung der teilweise bedrohten Ackerwildkrautarten. 

Während des Spaziergangs entlang der Felder konnten die Teilnehmer z.B. die Acker-Glockenblume, den Venuskamm oder auch das Rundblättrige Hasenohr bestaunen. Diese Vielfalt an Pflanzen findet sich nicht überall. Melissa Pfitzner und Christiane Brandt erläuterten, warum die Ackerwildkräuter auf den meisten Äckern nicht mehr zu finden sind und wo sie ihren Ursprung haben.

Erste Voraussetzung für das Überleben der Ackerwildkräuter ist, dass die Flächen landwirtschaftlich bewirtschaftet werden. Die Art der Bewirtschaftung entscheidet dann, ob der jeweilige Acker Lebensraum für diese sogenannten Beikräuter, die neben der angebauten Feldfrucht auf dem Acker wachsen, bietet. Von den über 300 bekannten Arten verursachen weniger als ein Zehntel nennenswerte Ertragseinbußen für die Landwirte. Dennoch gelten etwa ein Viertel aller Ackerwildkräuter bundesweit als gefährdet. Das BayernNetzNatur-Projekt des Landschaftspflegeverbandes Main-Spessart hat das Ziel, in enger Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz, diese Wildkräuter zu erhalten. Dabei ist ein wichtiger Aspekt, dass z.B. keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden oder bestimmte Feldfrüchte wie Mais oder Kartoffeln nicht angebaut werden, da sie den Ackerwildkräutern zu viel Licht nehmen oder eine erhöhte Bodenbearbeitung voraussetzen. Wie die Äcker auf denen die Wildkräuter vorkommen, bewirtschaftet werden, zeigte der Biolandwirt Johannes Keidel den Teilnehmern. Die Vielzahl an Ackerwildkräutern, die es in Gänheim gibt, zeigt wie gut hier die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz funktioniert.  

Viele der dortigen Ackerflächen zeichnen sich auf Grund des steinigen Muschelkalks dadurch aus, dass sie vergleichsweise magere Bodenverhältnisse haben. Diese Eigenschaften bieten vor allem den kleinen und unscheinbaren Ackerwildkräutern die besten Wachstumsbedingungen, da sie sehr konkurrenzschwach sind und leicht von schnell wachsenden Arten verdrängt werden. 

Hintergrund:
Das BayernNetzNatur-Projekt des Landschaftspflegeverbandes Main-Spessart e.V. läuft seit Juni 2019. Das Projekt setzt in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde und anderen Kooperationspartnern naturschutzfachliche Maßnahmen um, damit Magerstandorte durch geeignete Pflege und Bewirtschaftung offengehalten und weiter optimiert werden. Auf diese Weise können wertvolle Lebensräume für seltene Tagfalter und Pflanzen wie Orchideen entwickelt werden. So entstehen zwischen den hochwertigen Naturschutzflächen im Muschelkalk wichtige Trittsteinflächen für den Biotopverbund. Das Projekt wird gefördert vom 
Bayerischen Naturschutzfonds mit einem Zuschuss aus Zweckerträgen der Glücksspirale.  

Rundblättriges Hasenohr (Bupleurum rotundifolium) (Foto Saskia Becker)

Rundblättriges Hasenohr
Fotos: Saskia Becker