Gemeinsam im Einsatz für Diptam und Co. im Hagwald

01.04.2021
Der Panoramaweg bei Mühlbach, der durch den Hagwald bis zur Ruine Karlburg führt, ist bekannt für seinen tollen Ausblick auf die Berghänge, die Weinberge und in das Maintal. Doch wer seinen Blick von der Ferne auf den Wegrand lenkt, erkennt, dass sich vor den eigenen Füßen ein Refugium für Pflanzen und Tiere erstreckt. Auf dem Muschelkalkhang findet sich ein artenreicher Trockenrasen mit wärme- und lichtliebenden Tier- und Pflanzenarten, wie der Bocks-Riemenzunge oder der Ödlandschrecke. Auf der anderen Wegseite kann man an einigen Stellen typische Waldsaumarten wie Diptam oder Gewöhnliche Straußmargerite finden.

Licht fördert wichtige Waldsaumarten
Damit sich der Waldsaum und der Trockenrasen besser entwickeln können, haben der Forstbetrieb Arnstein der Bayerischen Staatsforsten und der Landschaftspflegeverband Main-Spessart e.V. im Winter 2020/21 verschiedene Pflegearbeiten im Hagwald oberhalb von Mühlbach durchgeführt. Zur Entwicklung eines artenreichen Waldsaums hat der Forstbetrieb den Waldrand aufgelichtet und einige Bäume entlang des Weges entnommen. Dadurch kann mehr Licht auf den Boden kommen und typische Waldsaumarten bekommen wieder mehr Lebensraum. Neben ihrer Artenvielfalt haben Säume eine weitere wichtige Aufgabe: Besonders bei stärkerem Wind lenkt ein strukturreicher Waldsaum die Luftströme sanft über das Kronendach hinweg. Dadurch entsteht im Wald weniger Gefahr für Windwurf. Bei der Pflegemaßnahme wurde auch die Verkehrssicherung berücksichtigt.

Auf der Hangseite hat der Landschaftspflegeverband mit Einverständnis einiger Privateigentümer über das BayernNetzNatur-Projekt „Lebensräume auf Kalkstandorten im Landkreis Main-Spessart“ Teilbereiche des Muschelkalkhanges pflegen lassen, um der aufkommenden Verbuschung entgegenzuwirken. Die Kalkhänge des Maintals sind besonders artenreiche Standorte, an denen sich oft seltene Pflanzen- und Tierarten tummeln, die nur unter diesen extremen Bedingungen leben können. Um für wärmeliebende Arten wie z.B. den raublättrigen Alant, der Goldaster oder dem Feld-Mannstreu mehr Lebensraum zu schaffen, wurden über das BNN-Projekt Teile der Gebüsche im oberen Hangbereich aufgelichtet. Besondere Sträucher und Bäume wie Mehlbeeren, Speierling oder Burgenahorn blieben dabei erhalten, genauso wie die alten Buchen, Eichen und die großen Kiefern. Um eine mögliche Gefahr von Steinschlägen zu reduzieren und damit auch die Bewohner am Fuße des Hanges zu schützen, wurde ein breites Band von dichtem Schlehengebüsch im mittleren Hangbereich stehen gelassen.

BayernNetzNatur fördert Magerstandorte
Das BayernNetzNatur-Projekt des Landschaftspflegeverbandes läuft seit Juni 2019. Das Projekt setzt in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde und anderen Kooperationspartnern naturschutzfachliche Maßnahmen um, damit Magerstandorte durch geeignete Pflege und Bewirtschaftung offengehalten und weiter optimiert werden. Auf diese Weise können wertvolle Lebensräume für seltene Tagfalter und Pflanzen wie Orchideen entwickelt werden. So entstehen zwischen den hochwertigen Naturschutzflächen im Muschelkalk wichtige Trittstein-Flächen für den Biotopverbund. Das Projekt wird gefördert vom Bayrischen Naturschutzfonds mit einem Zuschuss aus Zweckerträgen der Glücksspirale. Mehr
über das Projekt erfahren Sie auf der Webseite: www.kalklebensräume-msp.netexterner Link Alle Interessierten können sich dort auch für einen regelmäßig erscheinenden Newsletter anmelden.

Trockensteinmauern_Saskia_Becker

Freigestellte Trockensteinmauern als Sonnenplatz für verschiedene Tierarten
Saskia Becker, Landschaftspflegeverband Main-Spessart

Waldrandauflichtung_C_Riegert

Dank der gezielten Auflichtung erreicht die Abendsonne am Panaoramaweg nun wieder
weite Teile des Waldrandbereichs
C. Riegert, Bayerische Staatsforsten