MSP-Link stellt sich inhaltlich und personell neu auf

15.12.2020
Im Zentrum der Mitgliederversammlung des MSP-Link e.V. am 10. Dezember 2020 standen neben der Vorstandswahl auch aktuelle Informationen rund um die beiden Stromtrassen-Vor-haben SuedLink und Fulda-Main-Leitung. Pandemiebedingt musste die Sitzung als Video-Konferenz stattfinden.

Nachdem Landrätin Sabine Sitter bereits Mitte des Jahres zur 1. Vorsitzenden gewählt wurde, hat die Mitgliederversammlung nun auch alle weiteren Vorstandsposten besetzen können und folgende Bürgermeister einstimmig in das Leitungsgremium berufen:

 stellvertretende Vorsitzende: Jürgen Lippert (Gemünden) und Robert Herold (Burg-sinn)
 Kassier: Sven Nickel (Rieneck)
 Schriftführer: Achim Höfling (Eußenheim)
 Beisitzer: Lioba Zieres (Obersinn), Franz-Josef Sauer (Arnstein), Johannes Wagen-pfahl (Gräfendorf) und Martin Göbel (Karsbach)

Über den aktuellen Planungsstand der beiden Vorhaben SuedLink und Fulda-Main-Leitung informierte der im Landratsamt für die Kreisentwicklung zuständige Sebastian Kühl.

Nach Abschluss der Bundesfachplanung habe für die erdverkabelte Gleichstromtrasse Sued-Link kürzlich das Planfeststellungsverfahren begonnen, in dessen Rahmen der konkrete Trassenverlauf festgelegt werde. Von der vom Vorhabenträger TransnetBW vorgeschlagenen Trasse seien im Landkreis Main-Spessart vor allem Arnstein und Retzstadt, aber auch Thün-gen, Zellingen und Birkenfeld betroffen. Was den Bau anbelange, so solle dieser im Regelfall in offener Verlegeweise erfolgen, an technischen Engstellen jedoch seien geschlossene Querungen mittels Bohrungen vorgesehen. Zwei besonders herausfordernde Bereiche lägen zwi-schen Binsfeld und Thüngen mit der Querung von Wern, Bundesstraße und Bahntrasse sowie zwischen Zellingen und Thüngersheim mit der Main-Querung.

Unter den Vereinsmitgliedern herrschte Einigkeit, sich mit Blick auf die Identifizierung der raumverträglichsten Lösung bei der Abgabe von Stellungnahmen im Zuge des anstehenden Anhörungsverfahrens eng abzustimmen.

Im Gegensatz zum Gleichstromprojekt SuedLink handle es sich laut Sebastian Kühl bei der Fulda-Main-Leitung um eine 380-kV-Wechselstromleitung, bei der Freileitungsvorrang gelte und eine Erdverkabelung aus technischen Gründen allenfalls in Teilabschnitten von maximal 3-6 Kilometern möglich sei. Auslösekriterien für eine Erdverkabelung seien zu geringe Abstände zur Wohnbebauung sowie naturschutzfachliche Faktoren, wobei insbesondere der da-für notwendige Bau von Kabelübergangsanlagen zu nicht unerheblichen Flächenversiegelun-gen führe.

Mit der Fulda-Main-Leitung sollen die Umspannwerke Mecklar, Dipperz und Bergrheinfeld ver-bunden werden, um nach Aussage des zuständigen Übertragungsnetzbetreibers TenneT die Versorgungssicherheit für Hessen und Bayern zu garantieren.

Main-Spessart könnte von dem Vorhaben insofern betroffen sein, als dass zwei von drei mög-lichen Strängen des kürzlich vorgeschlagenen Korridornetzes auf bayerischer Seite durch den Landkreis verlaufen. Diese potenziellen Korridore orientieren sich weitestgehend an den be-reits bestehenden linearen Infrastrukturen ICE-Trasse Fulda-Würzburg, Gashochdrucklooplei-tung Sannerz-Rimpar sowie der bestehende 380-kV-Leitung Großkrotzenburg-Bergrheinfeld.

„Wie schon beim SuedLink haben wir uns auch in Sachen Fulda-Main-Leitung mit den eben-falls betroffenen unterfränkischen Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt unter dem Dach des Hamelner Bündnisses solidarisiert. Aus Sicht des Landkreiszusammen-schlusses sind die Hintergründe für dieses Vorhaben fragwürdig. Letztlich wurde bisher in kei-ner Weise transparent dargestellt, worin der Bedarf an dieser Leitung besteht und ob der damit verfolgte Zweck nicht auch anderweitig und schonender erreicht werden kann“, so Landrätin Sabine Sitter. Dabei stelle man die grundsätzliche Notwendigkeit des Baus von Übertragungs-netzen ebenso wenig in Frage wie die Tatsache, dass jedes Bundesland und jede Region einen besonderen Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten habe. „Um die Akzep-tanz in der Bevölkerung erhalten zu können, muss die Verteilung der Lasten jedoch fair erfol-gen. Dieser Solidaritätsgedanke würde mit der Realisierung der Fulda-Main-Leitung auf unter-fränkischem Gebiet jedoch ausgehebelt, da die Region weit überproportional von Stromtras-sen betroffen wäre.“

Diesem Gedanken folgend, wird sich auch der MSP-Link gegen eine Umsetzung der Fulda-Main-Leitung in der geplanten Form positionieren. Über eine reine Blockadehaltung hinaus soll aber auch die konstruktive Auseinandersetzung mit regional angepassten Lösungsansätzen einer nachhaltigen wie sicheren Stromversorgung erfolgen.

Über den MSP-Link e.V.:
Der im Jahr 2015 gegründete Verein verfolgt den Satzungszweck, die Notwendigkeit geplanter Stromtrassen zu überprüfen, deren Realisierung in Freileitungsbauweise zu verhindern und stattdessen Erdverkabelung oder andere Alternativmaßnahmen nach neuestem Stand der Technik durchzusetzen.

Aktuell hat der Verein 24 Mitglieder – darunter 21 Kommunen, zwei Bürgerinitiativen sowie den Landkreis Main-Spessart. 1. Vorsitzende des MSP-Link e.V. ist Frau Landrätin Sabine Sitter.