„Lage entspannt sich zunehmend!“ Lagebesprechung mit Landrätin Sabine Sitter

Die Corona-Lage in Main-Spessart entspannt sich zunehmend. Das wurde bei einem Austausch zwischen Landrätin Sabine Sitter mit Vertretern der Führungsgruppe Katastrophenschutz des Landratsamtes (FüGK), des Gesundheitsamtes, des Schulamtes, der Schulverwaltung und externen Fachberatern von BRK und THW deutlich. Mit dabei auch Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab, der sich ein Bild machen wollte, wo es Probleme gibt, politisch verordnete Maßnahmen vor Ort praktisch umzusetzen. „Hier ergibt sich zuweilen eine gewisse Diskrepanz.“, machte Sitter deutlich, unterstrich aber zugleich: „Wir sind bislang gut durch die Krise gekommen, da wir in allen Bereichen sehr flexible und kreative Menschen haben, die an praktikablen Lösungen mitgearbeitet haben.“ Die Besprechung fand einen Tag bevor der Katastrophenfall in Bayern aufgehoben wurde statt. 

Aktuelle Lage 
In den vergangenen Wochen stieg die Anzahl der positiv auf das Corona-Virus getesteten Personen nur leicht an. Florian Kreiselmeier, Leiter der FüGK, berichtete von einer „sehr guten Situation“ für Main-Spessart. In den zurückliegenden sieben Tagen sei kein neuer Fall hinzugekommen, die 7-Tage-Inzididenz liege damit bei null, erläuterte Kreiselmeier. Die niedrigen Zahlen spiegeln sich auch an der Teststrecke wider: Pro Betriebstag werden dort im Durchschnitt 22 Testungen vorgenommen. Insgesamt beläuft sich diese Zahl aktuell auf 726 Testungen.
Die Verteilung der sogenannten Persönlichen Schutzausrüstung (Masken, Handschuhe und Schutzkittel), die seitens der Bayerischen Staatsregierung für Bedarfsträger wie niedergelassene Ärzte und Pflegeheime zur Verfügung gestellt worden war, geht dem Ende entgegen. „Die derzeitige Ausstattung mit diesen Dingen ist sehr gut. Der Markt kann den Bedarf inzwischen decken“, so der Leiter der FüGK. 

Testung und Teststrecke
Dass nicht immer das, was politisch gewünscht ist, vor Ort eins zu eins umsetzbar ist, wurde beim Thema Testungen deutlich. „Anlasslose Reihentestungen im großen Stil seien enorm aufwändig und schon allein personell nicht zu stemmen, unterstrichen sowohl die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Nicole Eberbach als auch Versorgungsarzt Dr. Edgar Dettmann. Er geht allein von rund 4.000 Personen aus, die in Pflegeheimen leben und arbeiten einschließlich des Personals im Klinikum Main-Spessart. „Eine einmalige Testung ist nur eine Momentaufnahme und deshalb wenig aussagekräftig.“, erklärte der Arzt. Regelmäßige Testungen aber könnten aufgrund der Anzahl nicht geleistet werden. Einig waren sich die Anwesenden, dass Testungen deshalb weiterhin nur gemacht werden können, wenn Symptome oder begründete Verdachtsfälle vorliegen. Außerdem sollen die niedergelassenen Ärzte noch stärker dafür sensibilisiert werden, schon beim Vorliegen leichter Symptome Patienten zu testen. „Wenn sich Menschen mit speziellen Sorgen an uns wenden, werden wir uns natürlich um sie kümmern.“, betonte die Landrätin. 

Schwierig wird es allmählich für den Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes, Ehrenamtliche für den Einsatz an der Teststrecke zu finden. Diese unterstützen dort bei der Probeentnahme und hatten teilweise auch den Fahrdienst zum Labor übernommen. „Die Decke wird immer dünner.“, betonte Kreisgeschäftsführer Thomas Schlott und war froh, dass sich die Situation insgesamt deutlich beruhigt habe und man beim Kreisverband wieder mehr und mehr zum normalen Tagesgeschäft übergehen könne. Auch beim THW ist eine deutliche Entspannung eingetreten, wie Fachberater Michael Möllmann deutlich machte. In den zurückliegenden Wochen waren die Helferinnen und Helfer für den Transport der „Persönlichen Schutzausrüstung“ von München in den Landkreis zuständig, einige von ihnen bis zu zehn Stunden im Bereitschaftsdienst im Einsatz. 
 
Mobilität
Monika Mützel, die Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises, gab einen kurzen Überblick zur Lage im Öffentlichen Nahverkehr. Dieser war in den zurückliegenden Monaten stark rückläufig. So wurden allein im Mai 40 Prozent weniger Einnahmen erzielt. Dies bedeutete aber auch, dass bei den allermeisten Fahrten die Abstände zwischen den Fahrgästen gewahrt werden konnten. Nur bei vier Fahrten wurden mehr als 40 Personen in einem Bus gezählt. Ohnehin wurde es allenfalls auf den letzten Strecken vorhin Erreichen der Zentren etwas voller in den Bussen, so dass hier – selbst wenn die Abstände zwischen den Fahrgästen enger sind – in aller Regel die Kontaktzeit unter 15 Minuten lag. Auch hat sich die Mehrzahl der Fahrgäste an die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gehalten und es wurden nur wenige Verstöße gemeldet. „Aus unserer Sicht waren das sichere Fahrten.“, so Mützel, die den Busunternehmen dankte, die die Fahrten reibungslos durchgeführt hatten.
Um das Fahrpersonal zu schützen, sind inzwischen in den meisten Bussen Abtrennungen in Form von Plexiglaswänden zum Busfahrer eingebaut. Und zum Schutz der Fahrgäste ist der Einstieg ausschließlich vorne, der Ausstieg nur hinten möglich, um Begegnungen weitestgehend zu vermeiden. Nach wie vor gilt die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung im ÖPNV zu tragen. Die Mindestabstände zwischen den Fahrgästen sollen eingehalten werden - soweit dies möglich ist. 
Seit dem 27. April ist der normale Busfahrplan für Schultage wieder gültig. Nach Pfingstferien bestehen kein Bedarf für weitere Zusatzfahrten für die Schülerbeförderung über den Busfahrplan hinaus. 
Keine Hoffnung machte die Nahverkehrsbeauftragte, dass die Senkung der Mehrwertsteuer zu niedrigeren Fahrpreisen führen würde. Für eine kurzfristige Umstellung der Fahrpreise für einen sehr beschränkten Zeitraum ist der Aufwand zu hoch. Stattdessen sollen die dadurch bedingten Mehreinnahmen für Hygienemaßnahmen in den Fahrzeugen investiert werden. Ein Vorgehen, das von allen Verkehrsverbünden in Bayern so gehandhabt werden soll, erläuterte Monika Mützel.

Schulbetrieb 
Wie hoch die organisatorischen Anforderungen für die Schulen vor Ort sind, den geforderten Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler nach den Pfingstferien wieder aufzunehmen, verdeutlichte Schulrätin Karin Auth. In der Regel müssten die Klassen aufgrund ihrer Größe geteilt werden, um die Mindestabstände zwischen den Schülerinnen und Schülern in den Klassenräumen einhalten zu können. Aus Raumgründen könne dies nur durch einen zeitlich versetzten Unterricht gewähreistet werden. Dies wiederum stelle auch an die Lehrerinnen und Lehrer enorme Anforderungen, da ein Teil der Klasse immer zusätzlich zuhause mit einem Online-Unterrichtsangebot versorgt werden müsse. Zudem könnten einige Lehrkräfte aus gesundheitlichen Gründen – sei es, weil sie zu einer Risikogruppe gehören oder über 60 Jahre alt sind -  nicht in die Schule kommen. Letztendlich seien hier individuelle Lösungen gefragt, je nachdem wie sich die Situation an der Schule darstelle, so Auth. Die Schulleiter ständen hier aber in engem Austausch. Eine Erleichterung ist, dass die Notbetreuung für Kinder deutlich zurückgefahren werden konnte. „Diese muss jetzt nur noch während der regulären Unterrichtszeiten erfolgen.“, erläuterte die Schulrätin. Im Namen der Schulleiter dankte sie der Nahverkehrsbeauftragten, die den Einsatz der Zusatzbusse koordiniert hatte.

 „Wenn Systeme, die schon im Normalbetrieb Spitz auf Knopf funktionieren, noch zusätzlichen Anforderungen ausgesetzt sind, ist das eine enorme Belastung für die Beteiligten.“, resümierte Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab im Hinblick auf die genannten organisatorischen Herausforderungen. Jetzt müsse eine Vereinfachung her, forderte er im Hinblick auf die zahlreichen Verordnungen der vergangenen Wochen. Er hofft auf eine weitere Beruhigung über den Sommer und einen „normalen“ Start für das neue Schuljahr.