FairMieten: Jeder für sich und doch nicht allein

Im Frühsommer berichteten wir über Jafar, einen jungen Afghanen, der in Homburg dank „FairMieten", der Sozialen Wohnungsbörse des Caritasverbandes für den Landkreis Main-Spessart, in seinen eigenen vier Wänden in seine persönliche Unabhängigkeit starten konnte. Heute möchten wir von einer weiteren Erfolgsgeschichte berichten, die ebenfalls Nachahmer sucht.

Jan kam wie Jafar als unbegleiteter Minderjähriger aus Afghanistan nach Deutschland und in die betreute Wohngruppe nach Altfeld. Auch er wurde anerkannt und musste nach seinem 18. Geburtstag in eine dezentrale Unterkunft des Landratsamtes nach Marktheidenfeld ziehen. Da das aber keine Dauerlösung sein konnte, wandte auch er sich an FairMieten. Zu diesem Zeitpunkt war zwar keine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Kartei, dafür aber eine Einliegerwohnung bei einer älteren Dame.

„Es kommt häufig vor, dass Menschen in einem eigentlich für sie viel zu großen Eigenheim wohnen", berichtet Yasemin Roth, die bei der Caritas für das Projekt verantwortlich zeichnet. Ursprünglich für die ganze Familie gebaut, stehen nach dem Auszug der Kinder diese Zimmer leer. Stirbt dann auch noch der Partner, steht man alleine da und die Einsamkeit zieht ein.

Das war auch bei Frau Beyer aus Marktheidenfeld der Fall. Da kam ihrem Sohn die Idee, die Einliegerwohnung im Keller zur Vermietung durch FairMieten anzubieten. Das hatte für ihn vor allem zwei ganz pragmatische Gründe: Zum einen ist die Mutter nicht alleine im Haus für den Fall, dass sie einmal Hilfe benötigen sollte, und zum anderen die Mieteinnahmen. „Zwar sind die Wohneinheiten voreinander getrennt, aber die Gewissheit, dass doch noch jemand im Haus ist, gibt mir ein großes Sicherheitsgefühl", bestätigt Frau Beyer.

Yasemin Roth traf sich mit der Rentnerin und ihrem Sohn, besichtigte die Wohnung und besprach alle Details. Schon während dem Gespräch kamen ihr zwei Bewerber aus ihrer Kartei in den Sinn, die gut zu Frau Beyer und der Immobilie passen könnten. Ob sie es von Anfang an in Ordnung fand, dass auch ein Neuzugewanderter bei ihr einziehen könnte? „Auf jeden Fall! Ich habe großes Vertrauen in Frau Roth gesetzt, dass sie mir einen passenden Mieter vermittelt und wo der herkommt ist doch egal." Jan hat bei der Besichtigung sofort überzeugt und durfte einziehen. Seine neue Vermieterin hat sich dann auch gleich über sein Heimatland informiert und einige Bücher über Afghanistan gelesen und war sehr neugierig auf die Kultur ihres neuen Untermieters.

Auch für Jan war die Wohnung in Marktheidenfeld ein echter Glücksgriff. Denn dort macht er ein Praktikum und beginnt eine Ausbildung, trainiert fünf Mal die Woche im Sportverein Leichtathletik und ist da richtig gut mit dabei: Er konnte inzwischen sogar schon bei einer Bayerischen Meisterschaft starten. „Mit den Nachbarn hier habe ich nicht viel Kontakt", berichtet Jan. „Aber wenn meine Vermieterin mal Hilfe braucht z. B. im Garten, mache ich das sehr gerne." Auch Frau Beyer ist voll des Lobes: „Jan ist so ruhig, manchmal frage ich mich, ob er überhaupt zuhause ist. Besser hätte ich es gar nicht treffen können", und bedankt sich nochmals bei Yasemin Roth. „Aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis erhalte ich auch nur positive Resonanz dafür, dass ich an einen jungen Mann aus Afghanistan vermiete und ihm so die Chance gebe, hier eine fundierte Ausbildung zu machen und sich damit langfristig eine Existenz aufzubauen. Auch das bestätigt mir, die richtige Entscheidung getroffen zu haben", ergänzt Beyer.

Jan kann sich in der eigenen Wohnung jetzt auch ganz auf seine Zukunft konzentrieren und genießt seine Freiheiten. „Allerdings war es eine große Umstellung von der Wohngruppe. Denn jetzt muss ich mich selbst um meine Post und Termine kümmern, das war am Anfang nicht einfach für mich. Aber das habe ich schnell gelernt", erklärt er mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. „Ich habe mir schon am Anfang gedacht, dass die beiden gut miteinander zurechtkommen werden, und dass das jetzt so gut funktioniert, bestärkt mich in meiner Arbeit. Solche Angebote brauchen wir wesentlich mehr", hofft Yasemin Roth auf mehr Zuspruch.

Auch für solche Wohnmodelle suchen wir Nachahmer im ganzen Landkreis Main-Spessart. Gerne stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Bei Interesse wenden Sie sich bitte entweder an Yasemin Roth von FairMieten unter Tel.: 09352 843 143 oder per Mail an fairmieten@caritas-msp.de oder an Laura Senger vom Landratsamt unter Tel.: 09353 793 1021 oder Wohnraumboerse@Lramsp.de. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.caritas-msp.deexterner Link, FairMieten oder unter www.main-spessart.deexterner Link,  Wohnraumbörse.