Flüchtlingshilfe im Landkreis Main-Spessart – haupt- und ehrenamtlich Teil 1

Seit Juli vergangenen Jahres spürt man auch im Landkreis Main-Spessart die Auswirkungen der internationalen Flüchtlingskrise. Im Rahmen des Notfallplans wurde Landrat Thomas Schiebel von der Regierung von Unterfranken damit beauftragt Unterkünfte als Erstaufnahmeeinrichtung zur Verfügung zu stellen. Ebenso werden dem Landkreis wöchentlich Flüchtlinge zugewiesen, die aus den Notunterkünften heraus in so genannten dezentralen Unterkünften untergebracht werden müssen.

Doch alleine mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten ist es nicht getan. Die Versorgung mit allem zum Leben nötigen ist Hauptbestandteil der Hilfe für die momentan rund 1200 Asylbewerber. Während das Asylverfahren läuft und vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) noch keine Entscheidung über die Anerkennung des Asylantrags getroffen wurde, ist in erster Linie das Amt für Soziale Angelegenheiten dafür zuständig.

Es ist eine vielfältige Anforderung, den diese Aufgabe mit sich bringt. Die Unterbringung, der Zugang zu ärztlicher Versorgung, die Auszahlungen des Taschengelds und viele weitere Angelegenheiten müssen koordiniert werden, nicht nur innerhalb des Landratsamtes mit dem Ausländer-, dem Jugend- und dem Gesundheitsamt sowie dem Jobcenter, sondern auch mit übergeordneten Institutionen wie der Regierung von Unterfranken, dem BAMF und der Zentralen Ausländerbehörde.

Um der hohen Zahl der Hilfebedürftigen entsprechen zu können, haben wir in allen beteiligten Ämtern des Landratsamts und im Jobcenter Main-Spessart neue Mitarbeiter eingestellt. Aufgaben wurden neu verteilt.

Für die soziale Betreuung der Flüchtlinge und Asylbewerber ist auch wie in den Jahren zuvor der Caritasverband für den Landkreis Main-Spessart e.V. beauftragt. Für die Flüchtlingsberatung in den Notunterkünften und in den dezentralen Unterkünften hat sie im Jahr 2015 drei zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen. 2016 kamen zwei weitere Asylsozialberater dazu, um den drastisch gestiegenen Bedarf so gut als möglich zu decken.

Zu den Schwerpunkten in der Flüchtlingsberatung gehören vor allem Information, Beratung und Hilfestellung bei Fragen rund um asyl- und ausländerrechtliche Verfahren, Beratung zur Rückkehr ins Heimatland, Sicherung des Lebensunterhalts, Hilfen zur gesundheitlichen Versorgung, Zugang zu Bildung und um lebenspraktische Fragen. Auch bei persönlichen oder familiären Problemen stehen sie mit Rat und Tat zur Seite. Zudem vermitteln die Berater zwischen den Flüchtlingen und allen beteiligten Behörden und helfen bei den nötigen Formularen, denn die deutsche Sprache und die völlig unbekannten Verwaltungsabläufe stellen für die geflüchteten Menschen ein sehr großes Problem dar. In den regelmäßigen Sprechstunden sind sie erster Ansprechpartner und Vertrauensperson und greifen bei allen nötigen Formalitäten tatkräftig unter die Arme.

Zur Unterstützung der Asylsozialberater hat die Caritas eine Bundesfreiwilligen-Stelle (Bufdi) geschaffen. Die Flüchtlinge werden bei Behördengängen, bei der Stellung der verschiedenen Anträge und auf ihrem Weg des Ankommens begleitet.

Doch das ist nur ein kleiner Teil der Arbeit der Flüchtlingsberatung. Der größere Teil fällt auf die nötige Erstorientierung. Was erwartet die Flüchtlinge hier in Deutschland, welche Rechte und Pflichten haben sie, welche Hilfen sind nötig und wo bekommt man diese? Das sind die Fragen, die zusätzlich die Beratungen bestimmen.
Der persönliche Kontakt zu den Flüchtlingen bestimmt die Arbeit, doch ohne eine enge Zusammenarbeit der zuständigen Behörden und der Caritas wäre eine zielführende und lebensnahe Hilfestellung für die Flüchtlinge und Asylbewerber nicht möglich.

Genau diese enge Verzahnung der am Asylverfahren beteiligten Stellen birgt auch ein hohes Risiko für Stolpersteine, die es dann aus dem Weg zu räumen gilt. Im Landkreis Main-Spessart werden diese überwunden und es werden nachhaltige und praktikable Lösungen entwickelt, die nicht nur den Hauptamtlichen die Arbeit vereinfachen, sondern in erster Linie den geflüchteten Menschen zugute kommen.

Die zunehmende Aufarbeitung der Bearbeitungsrückstände im BAMF in diesem Jahr führt zwar einerseits dazu, dass die Asylverfahren nicht mehr so lange andauern, allerdings bedeutet dies auch, dass beispielsweise negative Asylentscheidungen genau überprüft und gegebenenfalls Empfehlungen zum weiteren Vorgehen gegeben werden müssen.

Bei positiven Entscheidungen unterstützen die Asylsozialberater bei den nächsten Schritten wie z.B. der Sicherung des Lebensunterhalts. Um speziell die Wohnungssuche zu unterstützen, hat die Caritas das Projekt „Soziale Wohnungsbörse“ gestartet. Hier können Anbieter besonders für Menschen mit geringem Einkommen ihre Mietobjekte einstellen. Das Angebot richtet sich im Sinne der sozialen Gerechtigkeit nicht nur an Flüchtlinge, sondern an alle bedürftigen Menschen im Landkreis Main-Spessart.

Seit Juni diesen Jahres sind die beiden Notunterkünfte in Arnstein und Gemünden geschlossen und die Asylbewerber im Landkreis Main-Spessart sind in rund 60 dezentralen Unterkünften sowie Gemeinschaftsunterkünften (GU) der Regierung von Unterfranken untergebracht. Die Arbeit der hauptamtlichen Mitarbeiter des Landratsamts und der Caritas wird aber nicht weniger. „Es ist nach wie vor eine große Aufgabe, die wir nur gemeinsam stemmen können“, sind sich Landrat Thomas Schiebel und Gabriele Kimmel, Geschäftsführerin der Caritas, einig, und bedanken sich ausdrücklich bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.