Wenn die Agenda-Beauftragte Wohnungen besichtigt

16.05.2022

Mehr als 1000 Menschen aus der Ukraine leben mittlerweile im Landkreis. Damit verbunden sind viele Aufgaben für das Landratsamt: Die ausländer- und sozialrechtliche Registrierung, die Organisation der Notunterkünfte, die Unterbringung in eigene Wohnungen, der Schulbesuch der Kinder, um nur einen kleinen Ausschnitt der vielen Verwaltungsarbeiten, die aktuell zu leisten sind, zu nennen. Zusätzliches Personal gibt es hierfür nur in einigen wenigen Bereichen und so müssen etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre eigentliche Arbeit hintenanstellen, um andere Sachgebiete zu unterstützen. So auch Ilse Krämer. Sie ist die Agenda-Beauftragte des Landkreises, doch momentan reist sie nicht durch Main-Spessart, um nachhaltige Projekte auf den Weg zu bringen, sondern sie besichtigt Wohnungen. Sie überprüft Wohnangebote, die dem Landratsamt für Menschen aus der Ukraine gemeldet wurden. Anfangs waren hier Sachbearbeiter der Sozialverwaltung selbst unterwegs, doch sie sind nun vor allem gefordert, die Anträge auf Sozialleistungen zu bearbeiten. „Wir können die Menschen nur in eigene Wohnungen verlegen, wenn sie auch schon im System eingegeben sind, sprich finanzielle Leistungen bekommen. Sie müssen sich ja schließlich selbst  versorgen können“, so Thomas Reuter von der Sozialverwaltung. Statt Reuter fährt daher Krämer zu den Wohnungsanbietern und macht sich vor Ort einen Eindruck von dem Angebot: Wie viele Personen können maximal untergebracht werden, sind alle nötigen Möbelstücke vorhanden, gibt es eine Waschmaschine und ganz wichtig WLAN-Anschluss?   
„Überwiegend werden gut geeignete Wohnungen angeboten, aber es gibt auch Wohnungen, die gar nicht oder nur eingeschränkt geeignet sind“, so das Fazit der Mitarbeiterin vom Landratsamt. In Absprache mit den Notunterkünften werden dann Personen gesucht, die in eine gemeinsame Wohnung ziehen möchten.  

Zusätzliches Personal für Besichtigungen konnte gewonnen werden  
Die Besichtigungen und Vermittlungen der Wohnungen kosten viel Zeit, einige Anbieter warten daher leider noch auf eine Rückmeldung vom Landratsamt. Das sollte sich nun ändern. „Wir konnten das Sachgebiet jetzt personell verstärken und werden so nun zügiger agieren können“, freut sich Landrätin Sabine Sitter. Die Aufenthaltsdauer in den Notunterkünften wird sich dadurch weiter verkürzen. „Auch, wenn die Zimmer im Klinikum Marktheidenfeld und die der Jugendherberge in Lohr relativ komfortable Notunterkünfte sind, ist der Wunsch nach mehr Privatsphäre sehr groß“, weiß Krämer. So ist die Verlegung in die Privatwohnung ein besonderer Tag für alle Beteiligten „Es ist wirklich beeindruckend mit wie viel Liebe zum Detail die Wohnungen dann zum Einzug oft vorbereitet sind“, so Krämer. Von den Blumentöpfen auf dem Fensterbrett bis zu der gefüllten Obstschale auf dem Tisch wird den neuen Mietern signalisiert, dass sie willkommen sind. 

Landkreis im Radio  
Ein Mitarbeiter vom Deutschlandfunk Kultur wollte wissen, wie die Unterbringung der Geflüchteten im ländlichen Raum organisiert wird und war mit Ilse Krämer im Landkreis unterwegs. Den Beitrag können Sie nachhören unter www.deutschlandfunkkultur.de/fluchtwohnung-mit-fraenkischem-bier-hilfsangebote-
im-check-dlf-kultur-fdb2f94b-100.html externer Link


Ilse Krämer - Michael Kohlbrecher
Foto Michael Kohlbrecher  
„Ist alles da?“, Ilse Krämer bei einer Wohnungsbesichtigung