Magerrasen und Blühflächen – eine Bereicherung der Kulturlandschaft

26.06.2023
23-06-26 Magerrasen und Blühflächen

Foto (Saskia Becker) 

Bei einem gemeinsamen Spaziergang bei Heßdorf stellten der Landschaftspflegeverband (LPV) und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt unterschiedliche Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft vor. Die Veranstaltung war mit rund 15 Teilnehmenden, darunter lokale Landwirte und Bürgermeister Martin Göbel, gut besucht. Während des Spaziergangs konnten sich die Teilnehmer gemeinsam mit den Mitarbeitern von AELF und LPV in einer angeregten und konstruktiven Diskussion zu den vorgestellten Themen austauschen.  

Im Rahmen des BayernNetzNatur-Projektes „Lebensräume auf Kalkstandorten im Landkreis Main-Spessart“ wurde bereits im Winter 2020/21 ein verbuschter Magerrasen in der Flurlage „Rodenberg“ teilweise freigestellt. Dort finden inzwischen verschiedene lichtliebende Tier- und Pflanzenarten wie die Zypressenwolfsmilch oder der Schachbrettfalter einen Lebensraum. Die Projektmitarbeiterinnen veranschaulichten den Teilnehmern weshalb freigestellte und extensiv genutzte Magerrasen, die z.B. beweidet werden, wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt sind. „Gerade in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft braucht es extensiv genutzte Flächen, die als Rückzugsräume und Trittsteinflächen für den Biotopverbund fungieren“, erläuterte Melissa Pfitzner vom LPV.  
Die Landwirtschaft leistet ebenfalls mit verschiedenen Maßnahmen in der Agrarflur einen Beitrag zum Biotopverbund. „Besonders Blühflächen und Brachen, die z.B. im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms oder des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms fünf Jahre kaum bis gar nicht bewirtschaftet werden, bieten u.a. Niederwild wie Rebhuhn und Hase sowie unterschiedlichsten Insekten einen Lebensraum“, betonte Irma Geyer vom AELF. Darüber hinaus tragen z.B. Gewässerrandstreifen nicht nur zu einer verminderten Erosion bei Starkregen bei, sondern verringern auch die Nitrat- und Phosphorbelastung der Gewässer. Zusätzlich bringen diese Streifen wieder mehr Struktur in die Landschaft, die vielen Tierarten z.B. auch als Wanderkorridore auf dem Weg zu neuen Lebensräumen dienen.  
Die Flur bei Heßdorf zeigte den Teilnehmenden exemplarisch welche Strukturvielfalt in der Landschaft für den Erhalt der Artenvielfalt möglich ist, und wie komplex die Zusammenhänge von Landwirtschaft und Naturschutz sind. Je mehr unterschiedliche Strukturen von Wiesen, Äckern, Hecken oder auch einzelnen Bäumen in der Landschaft zu finden sind, desto größer ist die Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die sich dort ansiedeln können. 

Hintergrund: 
Das BayernNetzNatur-Projekt des Landschaftspflegeverbandes Main-Spessart e.V. läuft seit Juni 2019. Das Projekt setzt in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde und anderen Kooperationspartnern naturschutzfachliche Maßnahmen um, damit Magerstandorte durch geeignete Pflege und Bewirtschaftung offengehalten und weiter optimiert werden. Auf diese Weise können wertvolle Lebensräume für seltene Tagfalter und Pflanzen wie Orchideen entwickelt werden. So entstehen zwischen den hochwertigen Naturschutzflächen im Muschelkalk wichtige Trittstein-Flächen für den Biotopverbund. Das Projekt wird gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds mit einem Zuschuss aus Zweckerträgen der Glücksspirale.  

Foto (Saskia Becker)