Das Impfzentrum Main-Spessart schließt zum Jahresende

20.12.2022
Das Impfzentrum Main-Spessart schließt – wie alle Impfzentren in Bayern – zum Jahresende. Corona-Schutzimpfungen werden ab Januar 2023 laut Beschluss der Bayerischen Staatsregierung ausschließlich von niedergelassenen Ärzten oder Apotheken angeboten. Mehr als 260.000 Corona-Schutzimpfungen wurden seit Anfang 2020 im Landkreis Main-Spessart verabreicht, davon rund 127.000 durch das Impfzentrum (einschließlich Bezirkskrankenhaus und Klinikum Main-Spessart). „Es war für alle Beteiligten eine sehr herausfordernde Zeit“, resümiert Juliane Alves, BRK-Verantwortliche des Impfzentrums. „Die Pandemie hat uns allen viel abverlangt“, sagt Landrätin Sabine Sitter. „Unser Impfzentrum ist das Ergebnis einer tollen Gemeinschaftsleistung.“

Ein Rückblick:
Die erste Corona-Impfung in Main-Spessart

Die erste Corona-Impfung im Landkreis erhält am 27. Dezember 2020 eine damals 81-jährige Bewohnerin des Seniorenheims der Otto-und-Anna-Herold-Stiftung in Karlstadt durch ein mobiles Impfteam des Impfzentrums Main-Spessart. Zwei Wochen lang sind die Impfteams in den Pflegeeinrichtungen im Landkreis unterwegs; die dortigen Bewohnerinnen und Bewohner erhalten so vorrangig die Möglichkeit zur Impfung.

Gleichzeitig eröffnet in der Spessarttorhalle Lohr das Impfzentrum Main-Spessart. Unter Hochdruck wird die Halle von einem Team des Landratsamtes unter der Koordination von Andreas Hafenrichter, Dr. Matthias Schmidt, Verbindungsarzt der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, und Florian Schüßler, dem stellvertretenden Kreisgeschäftsführer des BRK, in ein Impfzentrum umgewandelt.

Die Nachfrage nach Impfungen übersteigt zu Beginn allerdings – wie überall in Deutschland – weit den Vorrat an vorhandenem Impfstoff. „Entscheidend ist die Menge des Impfstoffes, die wir erhalten. Dies liegt nicht in unserer Hand“, erklärt Verwaltungskoordinator Andreas Hafenrichter.

Bei der Vergabe des Impfstoffs wird strikt auf die vom Bundesgesundheitsministerium vorgegebene Priorisierung geachtet. Nach den Bewohnerinnen und Bewohnern der Pflegeeinrichtungen kommen zunächst die über 80-Jährigen an die Reihe, anschließend die jüngeren Jahrgänge bzw. Menschen mit Vorerkrankungen.

Großer Andrang bei Sonderimpfaktionen
Im Frühjahr 2021 herrscht ein regelrechter Run auf eine Impfung. Dies zeigt sich im regulären Impfbetrieb, aber auch bei einer der Sonderimpfaktionen Mitte April. Als zusätzlich 1.100 Dosen des Impfstoffes von AstraZeneca zur Verfügung stehen, sind alle Termine innerhalb von zwei Stunden telefonisch vergeben. Mehr als 67.000 Anrufversuche werden registriert.

Bei einer weiteren Sonderimpfaktion von 800 zusätzlichen Dosen mit Aufhebung der Priorisierung stehen „die ersten Impfwilligen bereits um 5 Uhr morgens am Impfzentrum an“, erinnert sich Juliane Alves vom BRK. An diesem Tag verabreichte das Team von rund 100 Helferinnen und Helfern insgesamt 1.301 Impfungen. „Das war unser Rekord und eine beeindruckende Leistung“, so Alves.

Die Priorisierung fällt
Die Priorisierung der Impfungen wird in Bayern im Juni 2021 aufgehoben, zunächst bei den Hausärzten, einige Wochen später auch in den Impfzentren. „Der Druck war enorm. Wir hatten viel mehr Impfwillige als Impfstoff,“ erinnert sich Hafenrichter. Anfang Juli 2021 wird in Main-Spessart die hunderttausendste Impfung verabreicht.Doch das Bild wandelt sich: Als die Inzidenzen auf niedriges Niveau sinken, werden auch die Einschränkungen für Ungeimpfte geringer. Die Nachfrage nach Impfungen geht in diesem Sommer zurück.

Auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission (StiKo) werden ab Ende Juli auch Zwölf- bis 15-Jährige geimpft. Als die Nachfrage nach einer Coronaschutzimpfung trotz deutschlandweiter Werbekampagnen nicht anzieht, wird der Umzug des Impfzentrums in kleinere Räumlichkeiten beschlossen. Im Landratsamt übernimmt Jana Roth im September 2021 die Koordination von Andreas Hafenrichter, beim BRK übernimmt Juliane Alves die Zuständigkeit fürs Impfzentrum.

Das Impfzentrum zieht nach Marktheidenfeld, Lohr und Karlstadt
Am 25. September 2021 verlässt das Impfzentrum die Lohrer Spessarttorhalle und öffnet gut eine Woche später in den Räumlichkeiten des ehemaligen Krankenhauses in Marktheidenfeld. Mit schnell steigenden Inzidenzen im Spätherbst und der StiKo-Empfehlung zur Auffrischungsimpfung steigt die Anzahl der Impfwilligen erneut rapide an. Um im Flächenlandkreis ein möglichst breites Impfangebot zu bieten, startet das Impfzentrum eine Reihe von Impfaktionen in den Landkreisgemeinden. „Wir wollten es den Menschen im Landkreis so einfach wie möglich machen, an eine Impfung zu kommen“, erklärt Jana Roth.

Im Spätherbst 2021 wird klar, dass das Impfzentrum in Marktheidenfeld – trotz der vielen mobilen Einsätze – für den wieder rapide gestiegenen Bedarf zu klein ist, um den neuerlichen Ansturm zur vierten Corona-Welle sowie zu Booster- und Kinderimpfungen aufzufangen. Ende Dezember zieht das Impfzentrum deshalb zurück in die Spessarttorhalle in Lohr. Dort gibt es außerdem genügend Platz, um eine eigene Kinderimpflinie für die Sechs- bis Zwölfjährigen einzurichten. Ab 1. Oktober 2021 fungiert der Zellinger Hausarzt Dr. Henning Machann als ärztlicher Leiter und Ansprechpartner, wenn es um neue Vorgaben der StiKo, Einzelfallentscheidungen oder Fragen der Impfinteressierten geht.

Nach einigen Monaten sinkt die Auslastung des Impfzentrums erneut. Immer mehr Impfungen werden durch die niedergelassenen Ärzte vorgenommen. Einen dauerhaften Standort für das Impfzentrum sucht und findet der Landkreis in den Räumen des früheren EP-Medienlands in Karlstadt. Seit Ende März 2022 verabreicht das Impfzentrum dort bis zum Jahresende seine Impfungen. Das nicht mehr benötigte Inventar wird nun an staatliche Stellen in Bayern verteilt.

Eine herausfordernde Zeit 
Die Pandemie stellte die Bevölkerung, aber auch die Verwaltung vor große, bis dato unbekannte Herausforderungen. „Wir hatten mit sich ändernden rechtlichen Vorgaben und Priorisierungen, mit neuen Impfstoffen und wechselnden Verfügbarkeiten, sehr dynamischen Inzidenzen und komplexen Verwaltungsabläufen zu tun“, sagt Koordinatorin Jana Roth. „Die Arbeit am und mit dem Impfzentrum war spannend, manchmal auch strapaziös. Mein Dank gilt allen fleißigen Helfern und Mitarbeitenden.“

Landrätin Sitter fasst zusammen: „Sehr viele Menschen im Landkreis haben ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie geleistet. Die Zusammenarbeit der niedergelassenen Ärzte mit unserem Klinikum und dem Bezirkskrankenhaus war eng. Die Unterstützung durch die vielen (ehrenamtlichen) Hilfskräfte von BRK, THW, Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr war hervorragend und dringend nötig. Ich möchte auch den Bürgerinnen und Bürgern danken, die vernünftig waren, Masken getragen und Auflagen eingehalten haben. Ohne die Hilfe aller hätten wir dies nicht bewältigen können.“