Seltene und gefährdete Ackerwildkräuter ausgesät

08.12.2021

In einem Kooperationsprojekt haben Julia Eberl, Managerin des BayernNetzNatur-Projektes (BNN), sowie ihre Kolleginnen und Kollegen Samen seltener und gefährdeter Ackerwildkräuter aus gebietseigener Herkunft auf geeigneten Ackerflächen im Raum Urspringen und Karbach sowie in Gänheim ausgesät.  
Im Rahmen des (BNN)-Projektes „Lebensräume auf Kalkstandorten im Landkreis Main-Spessart“ (gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds) entwickelte sich ein 
Kooperationsprojekt zwischen der Bayerischen KulturLandStiftung, der Unteren Naturschutzbehörde Main-Spessart (UNB), dem Landschaftspflegeverband Main-Spessart e.V. (LPV) und dem Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt.  Auf Basis der Ackerwildkrautkartierungen der vergangenen Jahre und in Absprache mit dem LPV und der UNB suchte Marion Lang von der Bayerischen KulturLandStiftung geeignete Ackerflächen für eine Aussaat. Dabei mussten die Flächen einige Voraussetzungen erfüllen: Der Acker sollte bereits mindestens ein Jahr lang einem Vertragsnaturschutzprogramm angehören oder dauerhaft extensiv bewirtschaftet werden – unter anderem ohne oder mit reduzierter Düngung und ohne Pflanzenschutzmittel. Außerdem sollten die zur Aussaat angedachten Arten noch nicht auf dem Acker vorkommen. 

Saatgut von Arten, die vom Aussterben bedroht sind 
Das verwendete Saatgut wurde zwischen 2017 und 2019 im Rahmen des Projektes „Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft“ der Bayerischen KulturLandStiftung gesammelt. Dabei wurde Samenmaterial von Arten wie dem Rundblätrigen Hasenohr oder der Sichel-Wolfsmilch gesammelt, die zum Teil deutschlandweit vom Aussterben bedroht sind. 

Die Ackerwildkrautsamen stammen aus der südlichen Hälfte der Mainfränkischen Platte aus den Landkreisen Main-Spessart und Würzburg. Insgesamt wurden in Absprache mit den jeweiligen Landwirten acht Äcker in den Gemarkungen Urspringen, Karbach und Gänheim auf etwa 20.800 Quadratmetern Fläche angesät.  
Die Ansaat erfolgte durch die Projektmanagerin des BNN-Projektes Julia Eberl und ihre Kollegen des Landschaftspflegeverband Main-Spessart (LPV) sowie Bastian Dürr vom AELF Karlstadt. Von Oktober bis Mitte November, nach Aussaat des Wintergetreides, wurde das Saatmaterial der gefährdeten Ackerwildkräuter per Hand ausgebracht. Für eine bessere Verteilung des Samenmaterials auf den Äckern wurde dieses mit Getreideschrot vermischt. Die produktionsintegrierte Entwicklung der Ackerwildkräuter auf den angesäten Äckern soll in den nächsten Jahren weiter beobachtet werden. Die gute Kooperation von UNB, LPV, Bayerischer KulturLandStiftung und AELF wie auch die enge Absprache mit und die Unterstützung durch die betreffenden Landwirte trugen zur erfolgreichen Umsetzung dieses Projekts bei. 

 

Hintergrundinformationen 

Bayerische KulturLandStiftung 
Die Bayerische KulturLandStiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die im April 2011 gegründet wurde. Alleinige Stifterin ist die BBV LandSiedlung GmbH. Die Stiftung fördert und unterstützt die heimische Umwelt und eine nachhaltige Nutzung der bayerischen Kulturlandschaft. Zum Schutz und Erhalt der heimischen Ackerwildkräuter initiierte die Stiftung zusammen mit dem Lehrstuhl für Renaturierungsökologie der TU München das Projekt „Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft“, welches vom Bayerischen Naturschutzfonds und der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert wurde. Innerhalb von fast fünf Jahren (Januar 2016 bis August 2020) wurden zahlreiche Äcker mit bedrohten Ackerwildkräutern ausfindig gemacht und Samenmaterial gesammelt. Dieses wurde in Kooperation mit regionalen Betrieben vermehrt, um das Samenmaterial wieder auf extensiv bewirtschafteten Äckern in der Region auszubringen. Hierzu wurde wiederum mit lokalen Akteuren wie den Landschaftspflegeverbänden und Naturschutzbehörden zusammengearbeitet. 

BayernNetzNatur-Projekt 
Das BayernNetzNatur-Projekt „Lebensräume auf Kalkstandorten im Landkreis Main-Spessart“ des Landschaftspflegeverbandes läuft seit Juni 2019. Das Projekt setzt in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und anderen Kooperationspartnern naturschutzfachliche Maßnahmen um, damit Magerstandorte im Muschelkalkraum durch geeignete Pflege und Bewirtschaftung offengehalten und in ihrem Artenreichtum weiter optimiert werden. Auf diese Weise können wertvolle Lebensräume für seltene Tagfalter und Pflanzen wie Orchideen und Ackerwildkräuter entwickelt werden. So entstehen zwischen den hochwertigen Naturschutzflächen im Muschelkalk wichtige Trittstein-Flächen für den Biotopverbund. Das Projekt wird gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds mit einem Zuschuss aus Zweckerträgen der Glücksspirale.

Weitere Informationen zum Projekt können auf der projekteigenen Internetseite gefunden werden: www.kalklebensräume-msp.netexterner Link. Ein regelmäßig erscheinender Newsletter, für den man sich auf der Homepage anmelden kann, berichtet über laufende und zukünftige Arbeiten und Veranstaltungen des BNN-Projektes.  
 

Fotos: 
Rundblättriges Hasenohr (Bild_Marion Lang_Bayerische KulturLandStiftung)

Das Rundblättrige Hasenohr ist eine Art, die deutschlandweit
vom Aussterben bedroht ist. 
(Foto: Marion Lang (Bayerische KulturLandStiftung)) 

Ackerwildkräuter aussähen
Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbands (LPV) und des Amt für Ernährung
Landwirtschaft und Forsten Karlstadt (AELF) säten auf Äckern im Landkreis
bedrohte Ackerwildkräuter aus. Von links nach rechts: Bastian Dürr
(AELF Karlstadt), Lisa Berger (LPV), Julia Eberl (LPV). 
(Fotos: Johannes Keidel, Saskia Becker, Bastian Dürr)