Sieben ausgezeichnete Naturgärten im Landkreis Main-Spessart

Großflächige Schottergärten mit spärlicher Bepflanzung, Mähroboter oder Laubsauger sind in einem zertifizierten Naturgarten sicherlich nicht zu finden. Doch was zeichnet eigentlich einen Naturgarten genau aus? Welche Kriterien muss er erfüllen? Sieben Gärten in Main-Spessart haben sich für die Zertifizierung angemeldet und wurden im Laufe des Sommers begutachtet.

Die Auszeichnung verleiht das Bayerische Landwirtschaftsministerium mit der Vereinigung Gartenbau Bayern. Mit der Zertifizierung würdigen die Verbände eine boden- und wasserschonende Bewirtschaftung sowie den Erhalt der Artenvielfalt im Haus und Kleingarten und regen damit zur Nachahmung an.

Die Beurteilung und das Prozedere sind bayernweit einheitlich geregelt. Die vier „Kernkriterien“ müssen erfüllt werden. Neben den Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger zählen zu diesen Kernkriterien auch der Verzicht auf Torf und chemische Pflanzenschutzmittel. Außerdem muss der Garten eine hohe ökologische Vielfalt aufweisen. Zu den „Kannkriterien“ zählen der Einsatz von Insektennährpflanzen und heimischen Bäumen und Sträuchern ebenso wie Mischkultur im Gemüsegarten mit Kompost, Nützlingsunterkünften oder Regenwassernutzung.

Auch ein Naturgarten will gepflegt sein. Naturgarten bedeutet nicht, Wildnis freien Lauf zu lassen, sondern das bewusste Gestalten im Einklang mit der Natur. In der Gartenbewirtschaftung heißt das, mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie anzukämpfen. Naturnah Gärtnern ist ein Beitrag zum Klimaschutz und schafft überlebensnotwendige Trittsteinbiotope für Tiere und Pflanzen! Christine Bender, Ulrike Faust, Jutta Steinmetz und Julia Sulo sind ausgebildet für die Zertifizierung und übernahmen die Prüfung in den Main-Spessarter Gärten.

Garten Fam. Götz, Partenstein
Herr Götz hat in Partenstein sein Elternhaus mit Garten übernommen, den er in den 1980er Jahren angelegt hat. Neben einem naturbelassenen Vorgarten erstrecken sich hinter dem Haus schöne Natursteinmauern, die den Garten in Terrassen aufteilen. Dort hat sich ein vielfältiges Insekten- und Reptilienleben angesiedelt. Das Grundstück verläuft bis zum Waldrand, von dem sich auch mal eine Unke in den Garten verirrt. In dem kleinen Teich leben Kammmolche, Wasserläufer und Libellenlarven.

Garten Fam. Steinmetz, Himmelstadt
Der weitläufige Garten der Familie Steinmetz erstreckt sich hinter dem Haus bis hin zum Mainufer. Der Garten ist das Wohnzimmer der Familie, der alle Elemente eines Naturgartens vereint und viele Naturgartenelemente gekonnt miteinander verbindet. Eine Fülle von Staudenbeeten schaffen immer wieder neue Akzente und die Rose ist ein beherrschendes Thema im Garten. Natürlich fehlt auch ein ökologisch bewirtschafteter Gemüsegarten nicht.

Garten Fam. Sigmund, Karlstadt-Laudenbach
Die Familie Sigmund hat sich ein wahres Paradies auf knapp 5000 m² Steilhang in einem ehemaligen Weinberg geschaffen. Von der Terrasse bis zu den Weinbergen wurde der Hanggarten mit vielen Trockenmauern gegliedert und ein Bachlauf integriert. Obst- und heimische Laubbäume sowie heimische Wildstauden bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten und kleinen Reptilien.

Garten Fam. Imhof, Urspringen
Mitten in einem Siedlungsgebiet ist ein kleiner Schatz verborgen, der erst auf dem zweiten Blick erkennbar ist. Markus Imhof hat sich in 20 Jahren einen Naturgarten geschaffen. Mittelpunkt sind zwei Apfelbäume, die vielen Funkien Schatten bieten. Eine große Natursteinmauer, die den Garten auf zwei Seiten einrahmt, ist ein Paradies für Eidechsen. Sonnenverwöhnte Stauden und Kräuter finden hier auch ihren Platz. Auf der Schattenseite des Gartens ist eine kleine „Waldecke“ in der Totholz Unterschlupf für viele Insekten bietet. Neben dem idyllischen Sitzplatz wachsen eingerahmt von Natursteinen, Gemüse und Blumen bunt durcheinander.

Im Arnsteiner Ortsteil Büchold hatten die Juroren gleich 3 Gärten zu zertifizieren:

Garten von Margit und Martin Balling, Büchold
Margit und Martin Balling wurden durch eine Veröffentlichung in der Presse auf die Naturgartenzertifizierung aufmerksam. Ihr Gartenareal zeichnet sich durch zwei Bereiche aus: da gibt es zum einen das ursprüngliche Baugrundstück, das nur einen kleinen Vorgarten und im hinteren Bereich einen Gemüsegarten zuließ. Als sich dann später die Möglichkeit ergab, einen angrenzenden Acker zu erwerben, nutzte das Ehepaar sofort die Gelegenheit zu dieser Erweiterung und so entstand ein großzügiges Areal, auf dem dann auch ein lang ersehnter Wunsch realisiert werden konnte: der Bau eines Schwimmteichs. Im Laufe der Jahre kamen verschiedene andere Projekte hinzu… so wurde unter einem Nussbaum ein Senkgarten angelegt, Hochbeete entstanden und auch für die Hühner wurde ein Plätzchen gefunden.Es entstand ein Naturgartenparadies, das Treffpunkt für die Familie und Freunde wurde.

Garten Wilma und Georg Herold
Hinter der Schreinerei ihres Mannes Georg verwirklichte Wilma Herold Ihre Gartenträume. Schwerpunkt in Ihrem Garten ist die Produktion von Beeren und Obst für Ihre Marmeladen und Liköre, die schon weit über die Grenzen von Büchold bekannt sind. Außerdem legte Sie als gelernte Hauswirtschafterin auch besonderes Augenmerk auf gesundes Gemüse. Ihr war bei der Gartenpflege schon immer wichtig, im Einklang mit der Natur zu leben. Natürlich wurde auch Wilma Herold auf das zunehmende Insektensterben aufmerksam. Aus diesem Grund animierte sie im vergangen Jahr ihre Nachbarn, Teile ihres Gartens in Blühflächen umzunutzen, um kleine Trittsteinbiotope zu schaffen.

Garten Anneliese und Gerhard Max, Büchold
Der Garten von Gerhard und Anneliese Max liegt am Ortsrand von Büchold. Der gelernten Garten- und Landschaftsplanerin Anneliese Max war es beim Neubau ihres Hauses im Jahr 1999 ein Herzensanliegen, die vorhandenen alten Obstbäume zu erhalten und in die Anlage mit zu integrieren. Außerdem sollte der Hang natürlich, d.h. ohne Terrassierung, belassen werden. So wurde der Bepflanzung durch Stauden gleich eine Bühne gegeben. Der kleine Schwimmteich fand direkt am Haus seinen Platz, um das Element Wasser hautnah erleben zu können. Von den 3 kleinen Sitzplätzen hat man immer wieder verschiedene Ein- und Ausblicke in den Garten und in die freie Landschaft. Anneliese Max war es wichtig zu zeigen, dass man auch auf 690 m² Grundstückfläche eine vielgestaltiges, auch für die Natur wertvolles Gartenrefugium schaffen kann. 

Die Übergabe der Urkunden und Plaketten soll für alle zertifizierten Gärten des Bezirks Unterfranken am 20. September in Himmelstadt erfolgen.

20-09-17 Foto Imhof

Hausgarten Familie Imhof

20-09-17 Foto 1 Zertifizierung Arnstein-Büchold
Im Hintergrund die Gartenbesitzer Wilma Herold, Margit Balling und Anneliese Max,
im Vordergrund die Zertifizierer Christine Bender und Ulrike Faust.

Fotos (Christine Bender)