„Unsere“ Ärztin an der Corona-Teststrecke in Marktheidenfeld

Veronika Cottontail stammt ursprünglich aus Erding in Oberbayern. Studiert hat sie Biologie und Medizin in Würzburg und Heidelberg und ist aufgrund ihrer Forschungsarbeiten viel in der Welt herumgekommen. Als sich das Corona-Virus in Deutschland rasant ausbreitete, zögerte sie nicht lange und meldete sich freiwillig beim Gesundheitsamt Main-Spessart, um mit ihrem umfangreichen Fachwissen zu unterstützen. Seitdem leitet sie die Arbeiten an der Teststrecke in Marktheidenfeld und führt dort in ihrem Schutzanzug die Testungen durch. Zugute kommen ihr dabei ihre Erfahrungen mit Testreihen, die sie bei ihren zahlreichen Forschungsprojekten sammeln konnte. Somit ist es für sie ein Leichtes, die geforderten Abstriche an den Personen im Testzelt vorzunehmen. Spezialisiert hat sich die Biologin auf Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden und hier im Besonderen auf Fledermäuse. Es handelt sich dabei um sogenannte „Zoonosen“, die für den Menschen besonders gefährlich sind und schwerwiegende Folgen haben können, wie aktuell auch das Corona-Virus. „Das ist eine sehr spannende Arbeit. Auch die Schlafkrankheit oder Ebola zählen hier dazu.“, erklärt sie. Vor ihrem Umzug in den Landkreis Main-Spessart war Veronika Cottontail immer wieder in den Tropen im Einsatz, vornehmlich in Afrika und Panama, und hat dort Untersuchungen unter anderem für ein Amerikanisches Institut oder die Universität Ulm durchgeführt. „Dort haben wir bei tropischen Temperaturen in unseren Schutzanzügen gearbeitet. Eine wirklich schweißtreibende Arbeit.“, erinnert sie sich - ganz zu schweigen von der mangelnden medizinischen Versorgung der Menschen dort. Für sie sind die Umstände in Deutschland und ihre Arbeit an der Teststrecke „fast schon Luxus. Ich bin es gewohnt unter deutlich schwierigeren Bedingungen zu arbeiten.“, so die Ärztin.

Großes Lob für die Teststrecke

Über die Teststrecke kommt nichts“, meint Cottontail. Ganz besonders lobt sie die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK). „Ein hoch motiviertes Team, welches sich sehr bemüht und mit dem die Arbeit Spaß macht.“ Laut Steffen Willinger sei „jeder Tag an der Teststrecke eine neue Herausforderung.“ Er ist SEG-Führer beim BRK. Das Lob der Ärztin gibt er gerne zurück. „Wir sind ein gutes Team, die Ärztin ist hochkompetent und kennt sich insbesondere mit den einzuhaltenden Hygienebestimmungen bestens aus. Es hat sich inzwischen ein routinierter Ablauf eingespielt.“

Aktuell sind aufgrund des andauernden Katastrophenfalls viele BRKler von ihren Arbeitgebern für ihre ehrenamtliche Tätigkeit freigestellt. „Das erleichtert einiges“, erläutert Steffen Willinger. Eventuell kann das Team des BRK in Kürze auch personell zurückgefahren werden, da man davon ausgeht, dass im Krankenhaus Marktheidenfeld Ärzte vor Ort sind und bei einem Notfall schnell zu Hilfe kommen könnten. Dorthin ist die Teststrecke in dieser Woche umgezogen. Aufgrund der ansteigenden Temperaturen wird das eine Erleichterung für das gesamte Team sein.

Bei der Arbeit an der Teststrecke nimmt sich Cottontail und das Team des BRK für jede Person ausreichend Zeit und erkundigt sich nach dem Befinden. Die Testpersonen sind vom Alter her „bunt gemischt“, der jüngste Patient war gerade mal sechs Monate alt. „Wir möchten niemanden haben, der mit einem schlechten Gefühl nach Hause fährt,“ so Cottontail. Und der SEG-Führer ergänzt: „Wir fertigen hier niemanden ab.“ Viele Personen haben Angst, wissen nicht was sie erwartet oder sind nervös. „Man erfährt vieles, was die Leute bewegt. Solange wir den zeitlichen Spielraum haben, nehmen wir uns den auch,“ so Willinger.

Veronika Cottontail ist froh, dass sie nun in Main-Spessart bei der Eindämmung des CoronaVirus mithelfen kann. Denn auch familiär hat sie hier inzwischen ihren Lebensmittelpunkt gefunden, auch wenn es sie für weitere Projekte zeitweise wieder in die Tropen zieht.