Das neue Zeitalter des Nahverkehrs im Landkreis Main-Spessart geht an den Start

02.08.2019

Die Vergabe findet nach einem EU-weiten Verfahren an mittelständische Unternehmer aus der Region statt. Vier Einzelunternehmen und zwei Bietergemeinschaften werden für die nächsten 8-10 Jahre den Busverkehr durchführen.

Der Landkreis Main-Spessart engagiert sich damit aktiv für Daseinsvorsorge der Bürger und gestaltet das Mobilitätsangebot für den größten Teil des Landkreises.

Die Einführung von Taktverkehren auf den Hauptachsen, Sicherung der Anschlüsse an die Bahnhaltepunkte und eine verbesserte Anbindung der Schulstandorte wird in den neuen Fahrplänen zu finden sein, die im September vorgestellt werden. Ab 1. November werden die Liniennummern von vierstelligen auf dreistellige Ziffern umgestellt, was einer besseren Zuordnung im Verkehrsverbund dient. Ebenso gibt es bei der Busflotte Veränderungen. Eine Vorstellung des Designs der neuen Niederflurfahrzeuge findet ebenfalls im September statt.

Was Frau Mützel und ihr Team entwickelt, die politischen Entscheidungsträger mit entsprechend mutigen Beschlüssen in Kreisausschuss und Kreistag ermöglichten, hat dann Premiere. Denn an diesem Freitag im November gehen unsere neuen Linien an den Start. 3 statt 4 Ziffern genügen zukünftig, um sich im neuen Liniennetz zu orientieren. Aber diese Neuerung, die der Übersichtlichkeit dient, ist Makulatur im Vergleich zur Angebotsoffensive, deren Eckpunkte sind:

  • Taktverkehre auf vielen Linien
  • Schnellbuslinie auf der Hauptachse Lohr – Marktheidenfeld – Würzburg
  • Mehr Abfahrten auf (fast) allen Linien
  • Teilweise aber auch neue Linienführungen, um Fahrzeiten zu gewinnen (Bergrothenfels)
  • Dafür übernehmen andere Linien die Zubringerfunktion zu diesen Hauptlinien
  • Ein noch weiter ausgebautes Rufbusangebot
  • Mehr Fahrten zu und Rückfahrten von den Schulen
  • Deutlich mehr Fahrten auch am Wochenende
  • Und Bus und Bahn haben Anschluss statt aneinander vorbeizufahren

Vielleicht fragen Sie sich, warum kommt das gerade jetzt?
Der Nahverkehrs-(ÖPNV-)Markt ist hoch reguliert. Er wird bestimmt von Konzessionen (Linienverkehrsgenehmigungen), ausschließlichen Rechten. Wer diese Rechte hat, der darf den Fahrplan bestimmen. Bisher lagen die Konzessionen allein bei unseren Busunternehmen. Das heißt: Der aktuelle Fahrplan, das Fahrtenangebot, die Streckenführung, die Anschlüsse zwischen den Linien wurden von den Busunternehmen erstellt und verantwortet, der Landkreis als Aufgabenträger für den ÖPNV hat lediglich Anregungen gegeben bzw. Wünsche geäußert.

Die Unternehmen haben ihre Aufgabe über all die vergangenen Jahrzehnte hervorragend erfüllt. Jedoch hat sich gezeigt, dass die von den Verkehrsunternehmen allein aus Fahrgeld, Schülerfahrkarten und staatlicher Ausgleichzahlungen am Markt erzielbaren Einnahmen nicht ausreichen, um ein Verkehrsangebot „aus einem Guss“ zu planen und zu betreiben. Ein angebotsorientierter Nahverkehr, wie ihn unsere Bürgerinnen und Bürger erwarten dürfen, bedarf in einer Zeit der Vollmotorisierung (869 Fahrzeuge/1000 Einwohner in MSP) auch der Cofinanzierung durch die öffentliche Hand. Das mussten wir lernen und diese Aufgaben nehmen wir als Landkreis an.

Hierzu haben wir in den vergangenen Jahren einen Nahverkehrsplan erstellt, in dem die „ausreichende Verkehrsbedienung“ (Beschluss am 23.02.2018) auf einen im Vergleich zum heutigen ÖPNV höheren Niveau festgelegt wurde.
Diesen Nahverkehrsplan haben wir dann konkretisiert und zu klaren Vorgaben für die Verkehrsunternehmen in der Vorabbekanntmachung für die Ausschreibung verdichtet und unserer Busunternehmen gefragt: Könnt ihr das aus eigenen wirtschaftlichen Mitteln leisten? Diese Frage blieb leider ohne Antwort bzw. kein Busunternehmen konnte und kann das von uns geforderte Leistungsspektrum allein aus Fahrgeldeinnahmen leisten.

Folgerichtig hat dann der Landkreis das Heft des Handelns in die Hand genommen und zu einem europaweiten Wettbewerb aufgerufen, um diejenigen Unternehmen zu finden, die bereit und in der Lage sind den neuen Nahverkehr, das neuen Liniennetz und den neuen Fahrplan zu fahren.

Und dabei stand nicht der Preis allein im Mittelpunkt, sondern besonderes Augenmerk haben wir auf hohe Sozialstandards gelegt. Wir haben ein klares Bekenntnis dazu abgegeben, dass die Anforderungen aus dem LBO-Tarifvertrag nicht nur für unsere bayerischen Unternehmer gelten sondern für jeden möglichen Mitbewerber – egal ob aus Hessen oder Tschechien. Denn wir werden unser neues Liniennetz nicht auf Basis von Sozialdumping oder auf Kosten der Busfahrer aufbauen. Der Landkreis beschreitet dabei sogar einen nach unserer Kenntnis für Bayern (oder sogar deutschlandweit) neuen Weg: Busunternehmer, die ihren langjährigen Mitarbeitern mehr als den Tariflohn zahlen oder eine höhere Tarifgruppe, erhalten den ihnen durch höhere Personalkosten potenziell entstehenden Wettbewerbsnachteil bis zu einem
bestimmten Höchstbetrag gegen Nachweis durch den Landkreis ausgeglichen. Das ist unser konkreter Beitrag, dass Wettbewerb nicht auf den Rücken der Busfahrer – insbesondere der langjährigen und erfahrenen Frauen und Männer – ausgetragen wird.

Zusätzlich haben wir hohe Qualitätsanforderungen definiert:

  • An die Fahrzeuge (Probefahrt mit einem neuen Niederflurfahrzeug für Oktober geplant)
  • An die Pünktlichkeit, Betriebsstabilität
  • An die Anschlusssicherheit

Zusammenfassung
Mit der Fahrplanumstellung zum 1. November 2019 wird sich das Fahrtenangebot im Landkreis Main-Spessart in vielen Bereichen deutlich verbessern:

  • Die heutigen Linien 8050 (630) Lohr – Marktheidenfeld und 8078 (633) Marktheidenfeld – Würzburg werden zu einer durchgebundenen Schnellbuslinie im Stundentakt ausgebaut, die in der Hauptverkehrszeit morgens und nachmittags im 30-Minuten-Takt verkehrt. Am Wochenende besteht neu ein durchgehendes Fahrtenangebot im Zwei-Stundentakt. In Marktheidenfeld treffen die Busse aus beiden Richtungen zeitgleich ein und es bestehen Umsteigemöglichkeiten von und zu den Linie 8051 (632), 8069 (660), 8071 (661), 8091 (620), 8093 (621) und 8094 (631) mit kurzen Übergangszeiten (Busknoten Marktheidenfeld mit Rundumanschluss).
  • Auf den Linien 8051 (632), 8065 (610), 8091 (620), 8093 (621) und 8094 (631) verkehren die Busse neu von Montag bis Freitag im Stundentakt, am Wochenende im Zwei-Stundentakt. Taktunterbrechungen gibt es teilweise im Schülerverkehr, der auf den Bedarf der Schulen abgestimmt ist.
  • Auf den Linien 8046 (654), 8049 (650), 8154 (641), 8060 (640), 8063 (644), 8069 (660), 8071 (661)/8072 (662), 8096 (615/616), 8197 (642), 8099 (672), 8114 (452) und 8140 (673) wurden bestehende Bedienungslücken geschlossen. Dies betrifft sowohl Fahrten im Versorgungsverkehr am Vormittag, Rückfahrten für Schüler und Berufstätige am Nachmittag, als auch Verbindungen im Freizeitverkehr am Wochenende.
  • Auf den Linien 8049 (651), 8093 (621) und 8094 (631) wurden die Fahrtstrecken erweitert und zusätzliche Ortsteile in den Fahrplan aufgenommen. Linie 8046 verkehrt am Wochenende neu bis Rothenbuch mit Anschluss an VAB-Linie 47 (Freizeitlinie Hochspessart).
  • Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Anschlüsse an die Züge sowohl in Richtung Würzburg als auch in Richtung Aschaffenburg sowie auf ankommenden Buslinien im Fahrplänen umfängliche Berücksichtigung finden, so dass auch längere Reiseketten mit einem oder mehreren Umstiegen möglich sind.

Abschluss des Vergabeverfahrens der ÖPNV-Linienbündel Main-Spessart
Der Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Tourismus und Landkreisentwicklung nahm in seiner Sitzung vom 01.07.2019 eine Vorberatung vor. Der Kreistag beschloss die Vergabe.

Information zu Veränderungen der Betreiber der Buslinien:

  • Bündel 1: Linien 8096 und 8065
    Bietergemeinschaft Reichert GmbH (GF Franz Hock), Sommer Reisen GmbH mit
    vorherige Betreiber: Sommer (8096), Direktvergabe an Reichert (8065)
  • Bündel 2: Linien 8094 und 8093
    Wandervogel Reisen, Wolfgang Väth
    vorherige Betreiber: Wandervogel ( 8091) und Grasmann (8093)
  • Bündel 3: Kombi mit Bündel 6: Linien 8050, 8051, 8078, 8094, 8069, 8071, 8072
    Grasmann Reisen GmbH
    vorherige Betreiber: Grasmann, Auro, OVF, Geser, Wandervogel, Schneider, Direktvergabe Grasmann (8094)
  • Bündel 4: 8053, 8063, 8060, 8154, 8197
    Bietergemeinschaft OVF, Omni Reisen RVB GmbH und DRB GmbH
    Vorherige Betreiber: OVF, Direktvergabe an OVF (8063), Karl
  • Bündel 5: 8045, 8046, 8049
    Verkehrsunternehmen Manfred Karl OHG (GF Franz Hock, Rudolf Hock)
    vorheriger Betreiber: OVF, Grasmann
  • Bündel 6: (Kombi mit Bündel 3) 8069, 8071, 8072
    vorherige Betreiber: OVF, Auro, Schneider
  • Bündel 7: 8099, 8114, 8138, 8140
    Verkehrsunternehmen Schraud, Gerhard Schraud e.K. mit
    vorheriger Betreiber: Schraud

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