Führung durch die Power-to-Gas-Anlage des Stadtwerks Haßfurt

Auf die Frage nach dem Wirkungsgrad seiner Power-to-Gas-Anlage reagiert Norbert Zösch, Geschäftsführer des Stadtwerks Haßfurt, leicht allergisch: „Was ist Ihnen lieber: dass Windräder bei zu viel Strom im Netz einfach abgeschaltet werden, oder dass sie weiterlaufen und immerhin 70 % des Windstroms als klimafreundliches Gas ins Erdgasnetz eingespeist werden?“

Damit stellt die Power-to-Gas-Technologie einen höchst interessanten Ansatz dar, das Speicherproblem von Wind- und Sonnenstrom zu lösen. Denn was im Wohnhaus mit eigener Photovoltaikanlage und Batteriespeicher mittlerweile leicht zu lösen ist, stellt sich in größerem Maßstab schon schwieriger dar. Die Kapazitäten von Pumpspeicherkraftwerken sind begrenzt und damit ist in Sachen große Stromspeicher auch schon Schluss. Denn die Power-to-Gas-Technik steckt derzeit in der Erprobungsphase, die Wirtschaftlichkeit stellt sich aufgrund schlechter energiewirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingen noch schwierig dar. Etwa 20 Pilotanlagen gibt es in Deutschland. Eine davon tut seit Herbst 2016 beim Stadtwerk Haßfurt ihren Dienst. „Und zwar im Dauerbetrieb und zuverlässig, nicht nur wenn Besucher kommen, wie bei manch anderer Pilotanlage“, stellt Zösch mit einem Augenzwinkern klar.

Dieser Aussage Glauben zu schenken, fiel den 20 Besuchern, die am 4. Mai der Einladung des Arbeitskreises Ressourcen des Landkreises Main-Spessart gefolgt waren, nicht schwer. Mit von der Partie waren neben engagierten Arbeitskreismitgliedern und anderen interessierten Bürgern auch Vertreter von der Gasuf, der ÜZ Lülsfeld und der Firma Weißhaupt. Alle waren sich einig: Die Technik wirkt ausgereift.
Es handelt sich dabei auch schon um die vierte Anlage einer Kleinserie der Firma Siemens. Zusammen mit Greenpeace Energy wurde die Anlage projektiert und finanziert. Der laufende Betrieb der Anlage trägt sich bisher noch über den Gastarif „proWindgas“ von Greenpeace Energy, mit dem die Verbraucher diese innovative Technologie und damit die Energiewende unterstützen können. Doch perspektivisch wird sich der Preis des umweltfreundlich erzeugten Gases irgendwann dem des Erdgases annähern. „Natürlich war die Anlage sehr teuer. Aber das erste Auto war auch unbezahlbar“, verdeutlich Zösch den Sachverhalt.

Den Strom, der dann aus Wasser Wasserstoff macht, bezieht die Anlage bei viel Wind bzw. Sonne von 13 Windkraftanlagen und einigen Photovoltaikanlagen aus der Umgebung. Aber die Anlage stellt auch sogenannte Regelenergie bereit. Sie zieht bei Bedarf überschüssigen Strom aus dem Netz und stabilisiert es dadurch. Der Strom wird als Wasserstoff in einem großen Tank gespeichert oder direkt ins Erdgasnetz einspeist.

Der Arbeitskreis Ressourcen bedankt sich beim Stadtwerk Haßfurt für die sehr interessante Führung und für das überregional vorbildliche Engagement, mit diesem innovativen Projekt die Energiewende weiter voran zu bringen.

Interessierte am Arbeitskreis oder an künftigen Exkursionen können sich bei Michael Kohlbrecher, Tel.: 0 93 53 / 793 – 17 57 oder per E-Mail: Michael.Kohlbrecher@Lramsp.de melden.

Exkursion P2G Haßfurt

Foto (LRA): Über eine Power-to-Gas-Anlage informierten sich Interessierte aus dem Landkreis Main-Spessart beim Stadtwerk Haßfurt. Organsiert hatte die Exkursion der Arbeitskreis Ressourcen.