Workshop bestärkte Frauen sich kommunalpolitisch zu engagieren
11.10.2019
Am 15. März 2020 finden die nächsten Kommunalwahlen in Bayern statt. Für politische Einsteigerinnen ist es oft eine große Herausforderung, sich in den Routinen der Politik selbstbewusst zu bewegen. Daher lud die Gleichstellungsbeauftragte Birgit Seubert gemeinsam mit der Bildungsreferentin Johanna Hecke, Arbeitnehmerbildung Benediktushöhe Retzbach e.V., politisch interessierte Frauen zu einem überparteilichen Workshop „Jetzt melde ich mich zu Wort! - Mein Einstieg in die Kommunalpolitik“ ein. Das Angebot stieß auf großes Interesse - 21 Frauen nahmen an diesem Workshop teil.
Bärbel Imhof aus Lohr, langjährige und erfahrene Kommunalpolitikerin (Stadt-, Kreis- und Bezirksrätin) vermittelte den Teilnehmerinnen die wichtigsten Grundlagen für eine kommunalpolitische Tätigkeit. Sie informierte über den Ablauf einer Gemeinderatssitzung, welche Regeln gelten, wie Frau sich zu Wort meldet und Redebeiträge einbringt, wie ein Antrag im Gemeinde- oder Stadtrat gestellt wird und was dabei zu beachten ist. Großes Interesse zeigten die Teilnehmerinnen auch daran, wie Frau sich als Neuling in diesem Gremium bei Auseinandersetzungen verhalten soll, und auch wie mit unfairen Angriffen umgegangen werden kann. Die Teilnehmerinnen erfuhren wie wichtig Kenntnisse über den Haushaltsplan und die Geschäftsordnung sind und dass in der konstituierenden Sitzung die Weichen für die komplette Legislaturperiode gestellt werden.
Neben der Theorie kam auch die Praxis nicht zu kurz: In verschiedenen Gruppen wurden Anträge zum Thema „Schwimmbadschließung in einer Gemeinde“ ausgearbeitet, einmal Pro und einmal Contra.
Der Workshop stärkte die Selbstsicherheit der Teilnehmerinnen und auch diejenigen, die zu Beginn noch unentschlossen waren, ob sie sich kommunalpolitisch engagieren sollen, waren durch das Seminar ermutigt im kommenden Jahr den Schritt auf die Wahlliste für den Gemeinde- oder Stadtrat zu wagen.
Sollten sie in das Gremium einziehen, wird sie die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Main-Spessart auf diesem Weg weiter begleiten. Fortbildungen für neue aber auch erfahrene Kommunalpolitikerinnen zu den Themen Haushaltsrecht, Kommunalrecht und Baurecht sind für 2020 bereits geplant.
Hintergrundinformation:
Wer in die Politik schaut, sieht weitaus mehr Männer als Frauen. Nicht gerade ein Abbild unserer Gesellschaft. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges war die Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919 die erste Wahl, an der Frauen sowohl als Wählerinnen als auch Gewählte teilnehmen konnten. 100 Jahre später sind Frauen in den meisten Parlamenten und Gremien noch immer in der Minderheit. Dies spiegelt sich auch im Landkreis Main-Spessart wider, berichtet Birgit Seubert, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Main-Spessart: „Wir haben im Landkreis 35 Bürgermeister und 5 Bürgermeisterinnen (12,5 %), im Kreistag sind von 60 Mitgliedern lediglich 16 Frauen (26,6 %) und der Frauenanteil in den Stadt- und Gemeinderäten beträgt im Durchschnitt lediglich 17,6 %. Im Landkreis gibt es 5 Gemeinden, in denen keine Frau im Gemeinderat ist, in einer Gemeinde gab es noch nie eine Gemeinderätin. Erst wenn sich mehr Frauen zur Wahl stellen und wenn Frauen auch Frauen wählen, werden Frauen gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung in den politischen Gremien vertreten sein.“