Podiumsdiskussion „Young Carer“ im Raiffeisenforum Lohr
30.12.2024
Rund 50 Interessierte kamen am Dienstag, 10. Dezember, zur Podiumsdiskussion „Young Carer“ ins Raiffeisenforum nach Lohr. Die Veranstaltung war eine Kooperation des Lionsclubs Lohr-Marktheidenfeld und der Gesundheitsregionplus Main-Spessart. „Young Carer“ bezeichnet minderjährige Kinder und Jugendliche, die regelmäßig in die Pflege von Angehörigen eingebunden sind. In der Diskussion wurden die Herausforderungen dieser Personengruppe sowie Unterstützungsangebote thematisiert.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Stephan Kliegl, dem amtierenden Präsidenten des Lionsclubs Lohr-Marktheidenfeld, der das Thema „Young Carer“ während seiner Amtszeit verstärkt in den Fokus rückt. Auf dem Podium saßen die Landrätin Sabine Sitter, Sabine Seipp von der Fachstelle Pflege & Demenz Unterfranken, Linda Vierheilig vom Kommunalunternehmen Landkreis Würzburg sowie Petra Schmieder-Runschke, Stiftungsvorsitzende der „An deiner Seite-Stiftung“ und Leiterin des Projekts „Young Carer Coach“.
Zu Beginn der Veranstaltung richtete Linda Vierheilig einen kurzen Impuls an das Publikum. Sie erläuterte, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder als „Young Carer“ identifiziert werden können.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde die Frage aufgeworfen, wie betroffene Jugendliche entlastet werden können. Nadjila Bendig Behrens, eine ehemalige „Young Carerin“, die krankheitsbedingt nicht persönlich anwesend sein konnte, berichtete in einem Video von den Herausforderungen, die sie als „Young Carer“ erlebte. Sie betonte, wie wichtig es sei, ein unterstützendes Netzwerk aus Freunden zu haben, das ihr half, ihre Verantwortung besser zu bewältigen.
Auch Sabine Seipp hob hervor, dass es entscheidend sei, die Pflege auf mehrere Schultern zu verteilen. Die Einbeziehung des gesamten Familiensystems in Beratungsprozesse sei dabei von großer Bedeutung, wobei auch Kinder und Jugendliche einbezogen und unterstützt werden müssen.
Landrätin Sabine Sitter berichtete von den bereits bestehenden Angeboten im Landkreis, wie dem Pflegestützpunkt Main-Spessart, der als zentrale Anlaufstelle dient, sowie den Fachstellen für pflegende Angehörige, die Beratung und Unterstützung bieten. Zudem wurde das Netz P, ein Präventionsprojekt für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil, als weiteres Beispiel erfolgreicher Unterstützung genannt.
Linda Vierheilig informierte über erste Schritte im Landkreis Würzburg, um die Zielgruppe der „Young Carer“ besser anzusprechen. Derzeit werden Flyer verteilt, und eine größere Bekanntmachung über Social Media ist in Planung. Sie betonte jedoch, dass es noch an einer breiten Akzeptanz und einem flächendeckenden Angebot für „Young Carer“ fehle.
Petra Schmieder-Runschke sprach über die Bedeutung der Sensibilisierung und die Notwendigkeit „Young Carer“ besser zu unterstützen. Sie hob hervor, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Gruppe verbessert werden müsse und verwies auf die zunehmende politische Aufmerksamkeit, wie etwa einen Antrag der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, der das Thema „Young Carer“ in den Fokus rückt.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden konkrete nächste Schritte diskutiert. Sabine Sitter regte an, die Sensibilisierung für das Thema „Young Carer“ insbesondere bei Jugendsozialarbeitern, Schulen und ambulanten Diensten weiter voranzutreiben. Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass noch viel getan werden muss, um „Young Carern“ die dringend benötigte Unterstützung zukommen zu lassen.
Die Veranstaltung endete mit einem regen Austausch unter den Teilnehmenden.