Erste Sitzung des neuen Jugendkreistags Main-Spessart

04.12.2024

Jugendkreistag Stiel
Zum Bild: Landrätin Sabine Sitter freut sich über das Engagement der neuen Sprecher des 
Jugendkreistags: Lisa Mälzer (Mittelschule Frammersbach); Finn Knoblach (Friedrich-List-
Gymnasium Gemünden) und Nico Huber (Realschule Marktheidenfeld). Foto: Andrea Stiel/ LRA MSP 

Zu seiner ersten Sitzung kam der neue Jugendkreistag Main-Spessart am Montag, 2. Dezember, zusammen. Er soll die Anliegen von Schülerinnen und Schülern im Landkreis vertreten. Bevor das Gremium seine Arbeit aufnehmen konnte, wählten die jungen Delegierten drei Sprecher aus ihrer Mitte. Finn Knoblach, der aktuell die Q12 des Friedrich-List-Gymnasiums in Gemünden besucht, Nico Huber aus der 10. Jahrgangsstufe der Realschule Marktheidenfeld und Neuntklässlerin Lisa Mälzer von der Mittelschule Frammersbach erhielten die meisten Stimmen.   

Nachdem die meisten der 27 Jugendkreisrätinnen und -räte erstmals im Gremium vertreten sind, gab Abteilungsleiter Stefan Krebs einen Überblick über den Landkreis und die Aufgaben des Landratsamtes. Tanja Hebig vom Amt für Jugend und Familien erläuterte die Geschäftsordnung des Jugendkreistags, welche Mitbestimmungsmöglichkeiten die Delegierten haben und wie Anträge an das Gremium formuliert werden können. Sebastian Gehret, Sachgebietsleiter Bildung, Sport und Kultur am Landratsamt, stellte die vielfältige Schullandschaft im Landkreis mit 70 Schulen vor.   

Und dann durften die Delegierten auch schon über konkrete Anträge abstimmen. So plant die Grund- und Mittelschule Frammersbach einen dreitägigen Schullandheimaufenthalt für alle Klassen- und Schülersprecher, um über basisdemokratische Grundprinzipien und die Möglichkeiten der Mitbestimmung an der Schule zu sprechen. Für dieses Vorhaben wurde ein Zuschuss zu den Kosten für Fahrt und Übernachtung in Höhe von 500 Euro beantragt. Bei fünf Gegenstimmen wurde der Antrag angenommen.  

Keine Zustimmung fand dagegen das Vorhaben der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule Lohr. Für rund 2.000 Euro sollen dort die Schultoiletten neugestaltet und modernisiert werden. Vorgestellt wurde von zwei Schülerinnen der Einbau von „Bullaugen“ an den Eingangstüren. Mit bunten LED-Lampen, einem Graffiti und Ganzkörperspiegeln soll eine behaglichere Atmosphäre geschaffen. Zudem sollen Hygieneartikel für Mädchen bereitgestellt werden. Die Schüler selbst wollen die Toilettenaufsicht übernehmen, um einen sorgsameren Umgang mit den Räumen zu gewährleisten. Die Notwendigkeit einiger Maßnahmen wurden von manchen Jugendkreistagsmitgliedern in Frage gestellt, andere als durchaus sinnvoll erachtet. Obwohl der Antrag auf Zuschuss auf 1.200 Euro reduziert wurde, fand sich dafür keine Mehrheit im Gremium.  

Kontrovers diskutierten die Jugendkreisrätinnen und -räte auch über den Antrag der Mittelschule Karlstadt. Die Vertreterinnen der Schule wollen wöchentlich eine Obst- und Gemüsekiste von regionalen Erzeugern für die Schülerinnen und Schüler anschaffen. 
Kostenpunkt für sechs Monate: 1.440 Euro. Landrätin Sabine Sitter fand die Idee grundsätzlich gut, sah die Zuständigkeit aber beim Bayerischen  Staatsministerium. Dort gibt es bereits ein Programm, über das Kitas und Grundschulen wöchentlich Obst und Gemüse erhalten. Deshalb wurde der Antrag verändert und um Unterstützung für ein halbjähriges Pilotprojekt gebeten. Anschließend soll – bei erfolgreicher Umsetzung – ein Antrag ans zuständige Ministerium gestellt werden. Diesem Antrag erteilte die Mehrheit der anwesenden Jugendkreisräte ihre Zustimmung. 

Der Antrag der Staatlichen Realschule Gemünden zur Kostenübernahme der Haftpflicht- und Unfallversicherung für verpflichtende Schülerpraktika war dagegen vergleichsweise schnell abgehandelt. Da der Bayerische Landtag den Sammelversicherungsvertrag gekündigt und die Bayerische Schulordnung dahingehend geändert hatte, dass diese Beiträge zukünftig von den Eltern zu übernehmen sind, mussten die Mitglieder des Jugendkreistags den Antrag aus rechtlichen Gründen ablehnen. Allerdings wurde einstimmig beschlossen, dass die neu gewählten Sprecher der Jugendkreistags ein Schreiben an die Bayerische Kultusministerin Anna Stolz formulieren, in dem sie eine Kostenübernahme der Versicherungsgebühren für alle weiterführenden Schulen fordern.   

Ein weiterer Antrag kam schließlich von der Grund- und Mittelschule Frammersbach. Hier wurde ein Zuschuss von 3000 Euro für die Anschaffung eines Holz-Gartenhauses für das neu angelegte Grüne Klassenzimmer beantragt. Nach eingehender Diskussion bewilligte der Jugendkreistag einen Zuschuss von 2.000 Euro. 

Für einen Beitritt des Jugendkreistags Main-Spessart zum Dachverband der Bayerischen Jugendvertretungen (DVBJ) warb Sina Hahn, Vorsitzende für Regionalkoordination in Unterfranken. Ziel des Dachverbandes ist es, die Jugendvertretungen zu stärken und bayernweit gemeinsam Projekte und Ideen zu entwickeln sowie Forderungen zu stellen. Ob Main-Spessart dem Dachverband beitritt, werden die Delegierten bei der nächsten Sitzung des Jugendkreistags am 13. März 2025 entscheiden. 

Stichwort Jugendkreistag: 
Der Jugendkreistag Main-Spessart wurde 2022 erstmals ins Leben gerufen und setzt sich aus Delegierten der weiterführenden Schulen des Landkreises zusammen, die von diesen gewählt oder bestimmt werden. Je nach Schulgröße können bis zu drei Schülerinnen oder Schüler in das Gremium entsandt werden. Die Amtsperiode ist auf ein Schuljahr ausgelegt. Eine Wiederwahl ist möglich. Der neue Jugendkreistag setzt sich aus insgesamt 12 Schulen und 27 Jugendkreisrätinnen und -räten zusammen. Diese müssen ihren Wohnsitz im Landkreis Main-Spessart haben, mindestens die 8. Jahrgangsstufe besuchen und dürfen das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Der Jugendkreistag kommt zweimal im Schuljahr zusammen. Die Sitzungen werden von Landrätin Sabine Sitter geleitet. Dem Jugendkreistag steht pro Kalenderjahr ein Budget von 10.000 € zur Verfügung.