Fledermauspopulation im Lohrer Schloss wächst deutlich
30.09.2024
Foto: Adobe Stock - AGAMI
Im Lohrer Schloss wurde bei der diesjährigen Zählung eine starke Zunahme der Fledermauspopulation verzeichnet. Fast 600 Tiere der geschützten Art „Großes Mausohr“ (Myotis myotis) wurden im Dachboden des Schlosses erfasst – ein beachtlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren (2022: 175 Tiere, 2023: 271 und 2024: 578). Die positive Entwicklung ist das Ergebnis gezielter Artenschutzmaßnahmen und nachhaltiger Baumaßnahmen.
Während der Dachsanierung wurde in enger Abstimmung mit den verantwortlichen Mitarbeitenden des Landkreises Main-Spessart, der Architekten und Handwerker, Naturschutzbehörden und Fledermausfachleuten darauf geachtet, dass die im Schloss angesiedelte Fledermaus-Kolonie ungestört bleibt und ihre angestammten Zuflugöffnungen erhalten bleiben. Das Mikroklima des Daches wurde so wenig wie möglich verändert, um die idealen Lebensbedingungen für die Fledermäuse zu bewahren. Ein gutes Beispiel dafür, wie sich Denkmalschutz und Artenschutz erfolgreich miteinander vereinbaren lassen.
Das Große Mausohr ist die größte einheimische Fledermausart und nutzt das Dach des Lohrer Schlosses seit Jahrzehnten als Sommerquartier. Die Tiere bringen dort ihren Nachwuchs zur Welt und ziehen die Jungtiere auf, bevor sie im Winter in frostsichere Verstecke wie Höhlen oder Keller abwandern. Das Vorkommen im Schloss ist in den letzten Jahren stabil geblieben und wächst nun weiter an, nachdem in den 1970er und 1980er Jahren die Bestände dieser Art stark zurückgegangen waren.
In der nächstgelegenen Kolonie, in der alten Kirche von Rodenbach, wurden rund 600 Tiere weniger als im Vorjahr gezählt. Allerdings gab es dort in der Vergangenheit schon häufiger starke Schwankungen, sodass die Untere Naturschutzbehörde in diesem Fall keinen Grund zur Beunruhigung sieht (2021: 1020 Tiere, 2022: 1892, 2023: 1521 und 2024: 920). Falls die Tiere von Rodenbach nach Lohr umgesiedelt sind, ist der Auslöser dafür nicht bekannt.
Bedeutung des Großen Mausohrs für das Ökosystem
Das Große Mausohr ist in Bayern streng geschützt, wie alle Fledermausarten in Deutschland und der EU. Es spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem es große Mengen an Insekten jagt, darunter flugunfähige oder schlecht fliegende Arten wie Laufkäfer oder Maulwurfsgrillen. Auf diese Weise trägt es zur natürlichen Schädlingsregulierung bei und leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des ökologischen Gleichgewichts. Die Wochenstubenkolonien des Großen Mausohrs, wie sie im Lohrer Schloss existieren, sind besonders schützenswert, da sie das Zentrum lokaler Fledermauspopulationen darstellen. Die Weibchen der Art sind ihren Geburtsquartieren treu und kehren Jahr für Jahr dorthin zurück. Ein Verlust solcher Quartiere hätte daher weitreichende Auswirkungen auf die Population im gesamten Einzugsgebiet.
Main-Spessart als Fledermaushochburg
Mit elf bekannten Fortpflanzungskolonien des Großen Mausohrs beherbergt der Landkreis Main-Spessart mehr solcher Kolonien als jeder andere Landkreis in Bayern. Acht dieser Kolonien sind von so großer naturschutzfachlicher Bedeutung, dass sie in das Schutzgebietssystem NATURA 2000 der EU aufgenommen
wurden. Diese Konzentration macht die Region zu einem bedeutenden Standort für den Erhalt dieser Art und stellt gleichzeitig eine besondere Verantwortung für den Landkreis dar.
Schon 2007 wurde das Lohrer Schloss vom Bayerischen Landesamt für Umwelt mit der Plakette „Fledermäuse willkommen“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wird an Quartierbesitzer verliehen, die sich aktiv für den Schutz von Fledermauspopulationen einsetzen. Die Plakette ist ein sichtbares Zeichen für das Engagement des Landkreises Main-Spessart im Artenschutz.
Mausohren Lohr Schloss von 1986 bis 2024, 14 KB |
Mausohren Rodenbach von 1989 bis 2024, 14 KB |