Winterzeit ist Pflegezeit

26.04.2021
Das BayernNetzNatur (BNN)-Projekt des Landschaftspflegeverbandes Main-Spessart war im vergangenen Winter 2020/21 wieder tatkräftig, um wichtige Biotopflächen im Muschelkalkgebiet des Landkreises zu pflegen und wiederherzustellen. Bei den gepflegten Flächen handelt es sich überwiegend um verbrachte Kalktrockenrasen, die durch eine Nutzungsaufgabe im Lauf der Jahre zugewachsen sind. Durch eine solche Verbuschung verschwanden viele ehemals artenreiche Kalktrockenrasen oder wurden von anderen artenreichen Flächen isoliert. Dadurch schwand auch die Artenvielfalt in unserer Landschaft. Das BNN-Projekt stellt in Zusammenarbeit mit Pflegelandwirten die verbuschten Kalktrockenrasen wieder her, um die Artenvielfalt im Landkreis zu steigern.
Kalktrockenrasen sind besonders artenreiche Biotope, da unter den mageren und trockenen Bodenverhältnissen nur spezialisierte Pflanzen wie zum Beispiel Küchenschelle, Kalk-Aster oder Helm-Knabenkraut wachsen können. Diese Pflanzen ziehen wiederum seltene Schmetterlinge, Heuschrecken und Bienen an, die sich auf Pollen und Nektar von diesen Pflanzen spezialisiert haben.

Landwirte unterstützen Landschaftspflegeverband
Zum Erhalt der Kalktrockenrasen ist eine regelmäßige Pflege notwendig, damit diese nicht mit Sträuchern zuwachsen. Darum hat im Winter 2020/21 der Landschaftspflegeverband zusammen mit lokalen Landwirten verschiedene Kalktrockenrasen im Landkreis in Teilbereichen aufgelichtet und durch Mahd pflegen lassen. Die Pflegeschwerpunkte lagen in den Gemeinden Eußenheim, Karbach, Karlstadt und Karsbach. In der Gemeinde Eußenheim wurde am Bemerichberg eine hochwertige Fläche mit Wacholdern und einem halboffenen Kalktrockenrasen gepflegt. In der Gemeinde Karsbach in der Nähe des Naturschutzgebietes Ruine Homburg konnten zwei neue und wichtige Trittsteinflächen für den Biotopverbund geschaffen werden. In Karlstadt wurden bereits bestehende Kalkrasen am Hagwald und Tännigberg durch Mahd und vereinzelte Entnahme von Sträuchern in ihrem Zustand erhalten. In der Gemeinde Karbach wurden Flächen in den Gemarkungen Grummibach, Löllbach und Schwarze Hecke gepflegt. Dabei wurden teilweise Gebüsche aufgelichtet und Teilbereiche der Wiesenflächen gemäht.
Bei den Pflegearbeiten werden vorhandene Landschaftselemente wie Trockensteinmauern oder Lesesteinhaufen immer berücksichtig und wenn möglich freigestellt. Diese bieten vor allem Reptilien und Insekten Rückzugsräume und Sonnenplätze. Auch besondere Bäume und Sträucher wie Mehl- und Elsbeeren, alte Laubbäume und Obstbäume bleiben erhalten und werden meist von aufkommendem Unterwuchs befreit. Wiesenflächen werden abschnittweise gemäht, damit im Frühjahr frisches Grün nachtreiben kann und ab April und Mai die ersten Weidetiere über die Flächen ziehen können. Durch Beweidung wird die Verbreitung der Pflanzensamen über den Transport im Fell der Tiere gefördert. Da die Weidetiere über das Jahr verteilt mehrere Weideflächen benötigen, tragen sie so essentiell zur Verbreitung und dem genetischen Austausch von Populationen bei.

Die Kalktrockenrasen im Landkreis sind ein wichtiger Teil unserer naturnahen Landschaft, der vielen Pflanzen und Tieren, von Insekten über Vögeln bis hin zu Säugetieren, wichtigen Lebensraum bietet. Zum Erhalt und Schutz unserer vielfältigen Naturlandschaft kann jeder einen Beitrag leisten, in dem er darauf achtet, dass Tiere nicht gestört und Pflanzen nicht geschädigt werden. Am einfachsten geht das, in dem man auf den ausgewiesenen Wegen bleibt und seinen Hund an der Leine hält. Auch seinen Abfall sollte man nicht in der Landschaft zurücklassen, sondern wieder mit nach Hause nehmen. So können wir unsere wertvolle Natur auch für die nachfolgenden Generationen bewahren.

Weitere Informationen zum Projekt können auf der projekteigenen Homepage gefunden werden: www.kalklebensräume-msp.netexterner Link.
Ein regelmäßig erscheinender Newsletter, für den man sich auf der Homepage anmelden kann, berichtet über laufende und zukünftige Arbeiten und Veranstaltungen des BNN-Projektes.

Das BayernNetzNatur-Projekt des Landschaftspflegeverbandes läuft seit Juni 2019. Das Projekt setzt in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde und anderen Kooperationspartnern naturschutzfachliche Maßnahmen um, damit Magerstandorte durch geeignete Pflege und Bewirtschaftung offengehalten und weiter optimiert werden. Auf diese Weise können wertvolle Lebensräume für seltene Tagfalter und Pflanzen wie Orchideen entwickelt werden. So entstehen zwischen den hochwertigen Naturschutzflächen im Muschelkalk wichtige Trittstein-Flächen für den Biotopverbund. Das Projekt wird gefördert vom Bayrischen Naturschutzfonds mit einem Zuschuss aus Zweckerträgen der Glücksspirale.

Lerchensporn Saskia Becker

Bild Saskia Becker