Naturschutz und Denkmalschutz gehen zusammen: Im Landkreis Main-Spessart gibt es die meisten Sommerquartiere des „Großen Mausohrs“ in Bayern
16.06.2025
Mit der Rothenfelser Kirche tragen inzwischen 36 Gebäude im Landkreis die Plakette des Umweltministeriums. Dabei sei es sicher eine Herausforderung bei notwendigen Sanierungsarbeiten die artenschutzrechtlichen Belange in Einklang zu bringen. Doch bei frühzeitiger Absprache könne dies gelingen, wie viele positive Beispiele zeigten, so Sitter. „Hier wird ein Zeichen für gelebten Naturschutz, Verantwortung und Artenvielfalt gesetzt.“ Ihr Dank galt den Verantwortlichen der Kirchengemeinde Rothenfels stellvertretend für die vielen anderen Pfarreien, in deren Kirchen Fledermausquartiere von landes-, bundes- oder sogar europaweiter Bedeutung nachgewiesen werden konnten.
Sehr gute Lebensbedingungen für Fledermäuse
Main-Spessart bietet mit seinen ausgedehnten Laubmischwäldern sehr gute Lebensbedingungen für die Säugetiere, wie Matthias Hammer von der Koordinierungsstelle Nordbayern für Fledermäuse an der Universität Erlangen erläuterte. Main-Spessart ist in Bayern der Landkreis mit den meisten, bekannten Sommerquartieren des Großen Mausohrs sowie der größten Anzahl von Tieren in den Sommerquartieren, so der Experte. Allein in der Rothenfels Kirche nisteten 2024 rund 230 Fledermäuse, wie bei der jährlichen Zählung der Tiere festgestellt worden war. Hammer erläuterte sehr anschaulich die Quartierstreue der Fledermäuse, die ihre Jungen in der Regel dort aufziehen, wo sie selbst zur Welt gekommen sind. „Warum sollten sich die Tiere eine andere Bleibe suchen? Es taugt ihnen in Rothenfels. Hier leben schon Mutter, Tante und die Großcousinen,“ meinte der Fachmann mit einem Augenzwinkern.
Um sich einen Überblick über die Fledermauspopulationen in Main-Spessart zu verschaffen, hatte die Untere Naturschutzbehörde vor einigen Jahren eine Untersuchung in insgesamt 104 Kirchen in Main-Spessart in Auftrag gegeben. „Wir haben dabei festgestellt, dass fast 80 Prozent dieser Gebäude von Fledermäusen besiedelt sind,“ so Naturschutzfachkraft Laura Naudascher, die an der Unteren Naturschutzbehörde für die fliegenden Säugetiere zuständig ist. Zwei ehrenamtliche Fledermausbeauftragte des Landkreises, Thomas Mantel und Linda Bieniussa, kümmern sich aktuell um die Erfassung der Bestände, die Beratung von Privatleuten in Fragen des Fledermausschutzes und überprüfen, inwieweit durchgeführte Schutzmaßnahmen Erfolg zeigen.
Filmbeitrag über Fledermäuse im Landkreis
Bei der Verleihung der Auszeichnung in Rothenfels war auch ein Radio- und Fernsehteam des Bistums Würzburg vor Ort. Die Ausstrahlung der Beiträge ist erst zu einem späteren Zeitpunkt auf „Radio Bistum Würzburg“ und im Kirchenmagazin „Kirche in Bayern“ geplant. Denn das Filmteam wird im August noch einmal anreisen, um die Tiere im Kirchturm zu filmen. Derzeit ist dies nicht möglich, da die Fledermäuse Nachwuchs haben und nicht gestört werden dürfen.
Foto (Andrea Stiel): „Fledermäuse willkommen“ so steht es auf einer Plakette, die in Kürze an der Pfarrkirche in Rothenfels angebracht wird. Landrätin Sabine Sitter (rechts) überreichte das Schild samt Urkunde an Norbert Oestel von der Pfarrgemeinde Rothenfels. Das Bayerische Umweltministerium würdigt mit der Auszeichnung das Engagement der Kirchengemeinde für die unter Naturschutz stehenden Tiere. Bei der Verleihung der Auszeichnung waren (v.l.n.r.) dabei: Fabienne Krippendorfer (Anwärterin am Landratsamt), Laura Naudascher (Naturschutzfachkraft, Untere Naturschutzbehörde), Alexander Rohner (Sachgebietsleiter Naturschutz- und Jagdrecht), Matthias Hammer (Koordinierungsstelle Nordbayern für Fledermäuse, Universität Erlangen) und Claudia Beyer (Sachgebiet Naturschutz, Regierung von Unterfranken).
„Fledermäuse willkommen“ - so steht es jetzt auch an der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Rothenfels. Mit der Plakette würdigt das Bayerische Umweltministerium den Einsatz der Pfarrgemeinde für die unter Naturschutz stehenden Tiere. Im Turm der Kirche befindet sich schon seit 1993 eine sogenannte Wochenstube des „Großen Mausohrs“. „Denkmalschutz und Naturschutz gehen hier sehr gut zusammen,“ freute sich Landrätin Sitter über die vielen historischen Gebäude im Landkreis, in denen Fledermäuse heimisch geworden sind, und überreichte die Auszeichnung an Norbert Oestel als Vertreter der Pfarrgemeinde.